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N

Los 966

Ausruf 9.000 €

Neue Theater-AG

Frankfurt a/M., Namens-Actie 250 Mark Juli 1877.

Gründeraktie (Auflage 1000, R 9) VF. #544. (52)

Hochdekorative barocke Zierumrandung mit floralen

Verzierungen, Theatermasken und zwei Putten, unten

Ansicht der Alten Oper. Dabei limitierter Nachdruck

der Aktie Nr. 5, mit rückseitiger Information über die

Erstellung 1981 durch Freunde Historischer Wertpa-

piere. Kulturhistorisch hochbedeutende Rarität aus

Frankfurts Kulturszene, lediglich fünf weitere Exem-

plare sind seit vielen Jahren bekannt. Drei kleine

Randeinrisse hinterklebt.

Ein offenkundiger Mangel an ausreichend großen kulturellen Einrichtun-

gen war der Grund, warum der damalige Oberbürgermeister Dr. Daniel

Heinrich Mumm von Schwarzenstein den Stadtverordneten einen Plan

zum Bau eines neuen Theaters vorlegte. Neben dem für die damalige Zeit

völlig üblichen Einsatz von Privatkapital interessierter Bürger in eine zum

Zwecke des Theater-Baus zu errichtenden AG zahlte die Stadt Frankfurt

auch Subventionen. Zunächst wurden 1877 Stück 974 Stamm-Actien à

250 Mark ausgegeben (von denen seit Jahren nur 6 Stück im Markt be-

kannt sind). 1873-80 nach Plänen des Berliner Architekten Lucae erbaut,

mit Skulpturen von Rumpf und Kaupert sowie Wandgemälden nach Stein-

les Entwürfen. Am 20.10.1880 fand der Festakt zur Eröffnung und Einwei-

hung der “Oper” statt. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Zwar gab es

nur 2.000 Karten, aber zu sehen bekam jeder etwas: Kaiser Wilhelm I.

kam, ebenso Kronprinz Friedrich und die Kronprinzessin. Als Eröffnungs-

vorstellung wurde Mozarts “Don Juan” gegeben. Der Kaiser äußerte be-

geistert: “So etwas können sich nur die Frankfurter leisten.” Oberbürger-

meister Miquel hörte diese Worte mit eher gemischten Gefühlen: Insge-

samt sieben Jahre hatte der Bau gedauert und der Kostenvoranschlag

war ganz erheblich überzogen worden. Das übrigens war auch der Grund,

warum 1883 das Kapital durch Ausgabe von Prioritäts-Actien erhöht wer-

den mußte. Dividende sahen die Aktionäre niemals, aber dafür waren sie

bei der Vergabe von Logenplätzen und Theaterkarten bevorzugt. Ur-

sprünglich waren der Gesellschaft bis zu ihrer satzungsgemäßen Auflö-

sung 1917 städtische Subventionen von 200.000 Mark p.a. zugesagt. Der

Vertrag mit der Stadt wurde kurz zuvor noch einmal um 10 Jahre verlän-

gert und die Subventionen stiegen auf 500.000 Mark. Der an sich für 1927

geplanten Auflösung kam die Inflationszeit zuvor, in der die Neue Theater-

AG als Aktiengesellschaft unterging. In der Bombennacht am 23.3.1944

wurde die “Alte Oper” fast völlig zerstört, sie brannte bis auf die Grund-

mauern und Teile der Dachkonstruktion völlig aus. Wenige Jahre nach

dem Krieg wurde eine Spendeninitiative ins Leben gerufen. “Rettet das O-

pernhaus” hieß die Devise. Und in der Tat: Schon 1952 konnten mit dem

Geld erste Maßnahmen ergriffen werden, um die bauliche Sicherheit herz-

ustellen, so daß auf einen Komplettabriss verzichtet werden konnte. Stolz

sprach man von Deutschlands schönster Ruine. Mehr war zunächst nicht

drin. Erst 12 Jahre später erhielt die “Aktionsgemeinschaft Opernhaus

Frankfurt am Main e.V.” Gehör beim Stadtrat. Maßgeblichen dazu bei trug

der IHK-Präsident Fritz Dietz, der Gründer und gleichzeitig auch 1. Vorsit-

zender des Vereins war. Ihn begleitete eine Woge öffentlicher Sympathie.

Spenden, Verkäufe von Tombola-Losen und Galakonzerte (u.a. auch

durch die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan) ermöglichten

Einnahmen von 11,5 Millionen Mark. 1976 gab der Oberbürgermeister Ru-

di Arndt schließlich das offizielle Einverständnis zum Wiederaufbau der O-

per. Nach Plänen des Architektenbüros Braun und Schlockermann er-

stand die Oper in alter Pracht: Die Hülle war historisch, der Kern völlig

neu. Der Saal wurde nach modernsten Erkenntnissen der Akustik gestal-

tet. Durch die Ausdehnung des Großen Saales mit nunmehr 2.500 Plätzen

erinnern heute nur noch das Foyer und das Vestibül an die ursprüngliche

Raumausstattung. Die feierliche Wiedereröffnung fand am 28. August

1981 statt. Als Ehrengast war der damalige Bundespräsident Carl Car-

stens geladen, es spielte das Frankfurter Opernhaus- und Museumsor-

chester unter der Leitung von Michael Gielen die 8. Sinfonie von Gustav

Mahler. Die Welt war für die Frankfurter Kulturszene wieder in Ordnung. Ü-

brigens nicht die einzige Theater-AG in Deutschlands heutiger Börsenme-

tropole: Auch das Albert-Schumann-Theater (AG für Circus- und Theater-

bau) und das Neue Theater an der Mainzer Landstraße (Theaterbau-Ge-

sellschaft AG) nutzten diese Rechtsform.

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Los 967

Ausruf 12.000 €

Neue Theater-AG

Frankfurt a/M., Prioritäts-Actie über 150 Mark

vom März 1883, ausgestellt auf Herrn Jacki Rikoff

(Auflage ursprünglich 286 Stück, davon die mei-

sten eingezogen und am Ende nur noch 26 Stück

im Umlauf,

R 12

. Mit Originalunterschriften Geh.

Justizrat Dr. C. Hamburger, Justizrat Dr. J. Sie-

bert). Das Top-Stück der Auktion: Von der Priori-

täts-Actie ist seit Jahrzehnten nur dieses eine ein-

zige Exemplar bekannt! VF. #217. (65)

Die im Laufe der Zeit nicht sehr achtsam behandelte

Aktie (Einrisse, Fehlstellen am oberen Rand) wurde

mit viel Liebe und Sorgfalt restauriert. Vergleichweise

günstig angesetzt, höhere Preise als der Ausruf hier

wurden schon für die 1877er Actie gezahlt, die kein

Unikat ist.

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Los 975

Ausruf 150 €

Ost-West Handelsbank AG

Frankfurt a.M., Namens-Stückaktien 10 Stück Aug.

1999 (Specimen, nullgeziffert, R 10) UNC. (52)

Die Bank war eine sowjetisch kontrollierte Bank in Frankfurt. Gegründet

1976 als Ost-West Handelsbank, im Jahr 2006 zur VTB Bank (Deutsch-

land) AG umfirmiert. Eingebunden in die börsennotierte VTB Gruppe, eine

internationale Finanzholding, die sich im mehrheitlichen Besitz des russi-

schen Staates befindet.

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Los 976

Ausruf 300 €

Otto & Quantz Schokoladenwerke AG

Frankfurt a.M., Aktie 1.000 Mark 11.12.1922 (Mu-

ster, R 10) EF-VF. (52)

Dekorativ, mit Faksimile-Unterschrift Dr. Carlo Andre-

ae. Rückseitig am Rand Klebespuren, mit Kupons.

Musterperforation. Zuletzt 2008 versteigert, genau

dieses Stück.

Gründung 1922, Fabrik in Hattersheim, welche nach den Plänen und Vor-

schriften der Schweizer Firma “Peter, Cailler, Kohler Schweizer Schokola-

den-AG” eingerichtet war.

Los 977

Ausruf 50 €

P. Rothenheber AG

Frankfurt a.M., Aktie 1.000 Mark 7.7.1923 (Auf-

lage 10000, R 9) UNC-EF. #29627. (52)

Mit Kuponbogen.

Gründung 1922. Herstellung und Vertrieb von Tabakerzeugnissen aller Art.

1924 Konkurs.

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Los 978

Ausruf 90 €

P. Wohl AG

Frankfurt am Main, Aktie 1.000 Mark 20.9.1922

(Auflage 2500, R 8) EF-VF. #6913. (52)

Doppelblatt.

Gegründet 1920 für den Handel mit Rohprodukten, Lebens- und Genuss-

mitteln sowie Gegenständen des täglichen Bedarfs. Zweigniederlassun-

gen in Köln und Hamburg.

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Los 979

Ausruf 75 €

PAG Pharma-Holding AG

Frankfurt/Main, Aktie 20 x 50 DM Mai 1990 UNC-

EF. #983. (52)

Lochentwertet.

Die PAG Pharma-Holding wurde im Dez. 1989 gegründet und bereits kur-

ze Zeit später, am 12.6.1990 an der Börse eingeführt. Strategisches Ziel

war auf den gemeinsamen Binnenmarkt gerichtet. Sie sollte Pharma-

Großhandelsunternehmen über den lokalen Markt hinaus bündeln und so-

mit europaweit agieren. Die Hauptversammlung vom März 1995 beschloß

die Auflösung der Gesellschaft. Das Resultat war eine Verschmelzung mit

der “ANZAG”, an der man mit 30 % beteiligt war.

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Los 980

Ausruf 240 €

Palmen-Garten-Gesellschaft

Frankfurt a.M., 3,5 % Partial-Obl. 500 Mark

1.7.1898 (Auflage 600, R 9) EF. #782. (52)

Teil einer Anleihe von 1 Mio. Mark für Erweiterungen

des Palmengartens. Ausgesprochen dekorativ mit

Abb. des Gebäudes. Inwendig Bedingungen.

Seinen Ursprung hat der Palmengarten in dem 1868 gegründeten “Verein

zur Förderung des öffentlichen Verkehrs”. Als 1866 Nassau nach dem

deutschen Krieg an Preußen fiel, musste Herzog Adolf von Nassau seine

Residenz in Biebrich aufgeben. Aus seinen Gewächshäusern und Winter-

gärten wurden daraufhin etwa 30.000 Pflanzen für den Palmengarten er-

worben. Eröffnet wurde der Palmengarten am 16.3.1871, das Haupthaus

aber schon 1878 durch Feuer zerstört. Es wurde ersetzt durch das noch

viel prachtvollere große Gesellschaftshaus. Danach mehrfache Erweite-

rungen, u.a. durch Erwerb von Rothschildt’scher Grundstücke. Ursprüng-

lich war die Dauer der Gesellschaft bis 2017 festgesetzt, erst danach soll-

te das Gesamtvermögen der Stadtgemeinde Frankfurt zufallen. Tatsäch-

lich geschah das aber schon in den 30er Jahren, nachdem die Palmen-

garten-Gesellschaft die hohen Betriebskosten nicht mehr tragen konnte.

Los 981

Ausruf 160 €

Palmengarten-Gesellschaft

Frankfurt a.M., 4 % Teilschuldv. Lit .C 1.000 Mark

1.8.1910 (Auflage 1500, R 9) VF. #316. (65)

Ausgesprochen dekorativ mit Abb. des Gebäudes.

Originalunterschriften der Bankiers Ladenburg

(Mannheim) und

Metzler

(Bankhaus Metzler). Inwen-

dig bedingungen.

Los 982

Ausruf 60 €

Philipp Abt

Großschlachterei und Wurstfabrik AG

Frankfurt a.M., Aktie Reihe B 10.000 Mark Aug.

1923. Gründeraktie (Auflage 3000, R 10) EF.

#5775. (52)

Mit kpl. Kuponbogen.

Gründung Aug. 1923. Ankauf und Verwertung von Schlachtvieh, Herstel-

lung von Wurst- und Fleischwaren sowie Fleischkonserven. Ende der

1930er Jahre aus den Handbüchern verschwunden.

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Die Alte Oper im Eröffnungsjahr 1880

Informationen zum

Seltenheits-Schlüssel

(R1 bis R12) finden Sie

im Vorwort auf Seite 1