

Die stark besitzständisch geprägte Provinzverfassung nach der Harden-
bergschen Staatsreform von 1823 wurde 1875-88 ersetzt durch die Pro-
vinzialverordnungen, die dem Freiherr vom Stein’schen Gedanken der
Selbstverwaltung stärker Rechnung trugen. Seitdem waren die Provinzen
sowohl staatliche Verwaltungseinheiten (in Regierungsbezirke und Kreise
unterteilt) als auch kommunale Selbstverwaltungskörperschaften (Provin-
zialverbände). Die Organe der Provinzialverbände waren 1. der Provinzial-
landtag (an Stelle der alten Provinzialstände) als Legislativorgan, seine Ab-
geordneten wurden von den Stadt- und Landkreisen gewählt (seit 1925
unmittelbar vom Volk); 2. der aus seiner Mitte gewählte Provinzialaus-
schuss als Exekutivorgan; 3. der vom Provinziallandtag auf 6-12 Jahre ge-
wählte Landesdirektor oder Landeshauptmann, der zusammen mit den
Landesräten die laufenden Geschäfte erledigte und den Provinzialverband
nach außen vertrat. Nach 1918 nahmen die politischen Aufgaben des Pro-
vinziallandtages noch zu. Unter dem Nationalsozialismus wurden 1933
zunächst die Organe der Provinzialverbände aufgelöst, nach 1945 ver-
schwanden auch die Provinzialverbände selbst.
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Los 1392
Ausruf 100 €
Reit- und Fahrverein “Butenland” e.V.
Tossens, Anteil-Schein 50 Goldmark 31.7.1924
(R 10) EF-. #25. (32)
Mit Hufeisen und Pferdekopf.
Zur Förderung von Pferd und Reiter wurde 1924 beschlossen, einen Rei-
terverbund zu gründen. 1924 wurde auch die Reit- und Turnhalle in der
heutigen Form erbaut, jedoch nicht fertiggestellt, da das Geld ausging.
Verzweifelte Versuche nicht im Konkurs zu enden, brachten schließlich die
Bereitschaft zur Zeichnung einer Bürgschaft.
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Los 1393
Ausruf 90 €
Rheinisch-Westfälisches
Elektrizitätswerk AG
New York, 6 % Gold Bond 1.000 $ 2.5.1927 (R 7)
EF-VF. #M636. (31)
Mit holländischem Steuerstempel. Grün/schwarzer
Stahlstich mit allegorischer Elektrizitäts-Vignette.
Diese Anleihe im Volumen von 15 Mio. $ wurde in den
USA, Holland, England und Schweden unterge-
bracht. Unentwertet. Mit Restkupons ab 1945.
Gründung 1898. Grundlage des Unternehmens war eine auf 40 Jahre er-
teilte Konzession der Stadt Essen zur Benutzung der städtischen Straßen
und Plätze für die Leitungen elektrischer Energie. Die ursprünglich der “E-
lektrizitäts-AG vorm. W. Lahmeyer & Co.” in Frankfurt a.M. erteilte Kon-
zession wurde dem unter maßgeblichem Einfluss von Hugo Stinnes er-
richteten RWE abgetreten. 1899 Errichtung des ersten Kraftwerkes in Es-
sen. Ab 1903 wurden benachbarte Kommunen nach Übernahme von Ak-
tien und Aufsichtsratssitzen in eine überregionale Versorgung einbezogen.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich das RWE zum größten deutschen E-
nergieversorgungsunternehmen und zu einem Konzern mit vielfältigen Ak-
tivitäten außerhalb des angestammten Versorgungsbereichs. 1990 wurde
die Gesellschaft konzernleitende Holding für die selbständigen Sparten E-
nergie, Bergbau/Rohstoffe (Rheinbraun), Mineralöl/Chemie (RWE-DEA),
Entsorgung, Maschinen- und Anlagenbau (Lahmeyer, Rheinelektra, Hei-
delberger Druck), Bau (Hochtief).
Los 1394
Ausruf 50 €
Rheinische Lederwerke AG
Saarbrücken, Actie 1.000 Mark 19.4.1920 (Auf-
lage 850, R 4) VF. #357. (39)
Hübsche Umrahmung, Originalunterschriften. Mit der
durch Umstempelungen dokumentierten Kapitalum-
stellung 1923 auf 500 Francs und 1936 zurück auf
100 RM spiegelt die Aktie gleichzeitig auch die wech-
selvolle Geschichte des Saarlandes. Mit 1940 neu
ausgegebenem Restkuponbogen.
Gründung 1898, eröffnet wurde der Betrieb in der Gersweiler Str. 88 im
Jahr 1899. Ferner bestand eine Mehrheitsbeteiligung an der 1896 ge-
gründeten in Frankfurt börsennotierten Süddeutsche Lederwerke AG, St.
Ingbert. 1953 Eröffnung des Konkursverfahrens, danach Abwicklung und
Löschung der Gesellschaft.
Los 1395
Ausruf 80 €
Rheinische Metallwaaren-
und Maschinenfabrik
Düsseldorf, Aktie 1.000 RM Dez. 1928 (Auflage
18659, R 9) EF. #8954. (41)
Faksimile-Unterschrift des Bankiers Max Trinkaus.
Nur 5 Stücke ohne Lochentwertung wurden 2001 im
Tresor einer Berliner Privatbank gefunden.
Gründung 1889 unter Übernahme der Rather Metallwerke vorm. Ehrhardt
& Heise und eines Schießplatzes bei Unterlüß. Anfangs Herstellung klein-
kalibriger Geschosse. Nach der Jahrhundertwende in rascher Folge Ü-
bernahme benachbarter Munitions- und Maschinenfabriken. Im thüringi-
schen Sömmerda wurde außerdem ein Werk für Schreib- und Rechenma-
schinen betrieben. Nach Ende des 1. Weltkriegs Aufnahme des Lokomo-
tiv- und Waggonbaus (1925 stillgelegt, stattdessen Geschütz- und Muni-
tionsfabrikation für Reichswehr und Reichsmarine, Großaktionäre waren
zu dieser Zeit Fried. Krupp und die VIAG). 1935 Verschmelzung mit der A.
Borsig Maschinenbau-AG in Berlin-Tegel und Umfirmierung in Rheinme-
tall-Borsig AG. Im 3. Reich in die Reichswerke “Hermann Göring” einge-
bunden. Nach dem Krieg verkaufte die bundeseigene Bank der deutschen
Luftfahrt AG i.L. ihre Mehrheitsbeteiligung an die Röchling’sche Eisen-
und Stahlwerke GmbH, Völklingen. Gleichzeitig wurde die Borsig AG an
die AG für Bergbau- und Hüttenbetriebe, Salzgitter veräußert (später dann
an Babcock gegangen). Die noch heute börsennotierte Rheinmetall ist tä-
tig in den Sparten Maschinenbau, Wehrtechnik und Automobilzulieferer
(Vergaser von Pierburg).
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Los 1396
Ausruf 150 €
Rheinische Spiegelglasfabrik
Eckamp bei Ratingen, (Vorzugs-) Actie 1.000
Mark 1.1.1893 (Auflage 600, R 8) EF-VF. #2961.
(58)
Diese (1899 in normale Stammaktien umgewandel-
ten) Vorzugsaktien dienten der Abfindung der Gläubi-
ger einer 1891 begebenen Anleihe. Stück
ohne
Lochentwertung.
Gründung 1889. Herstellung von Spiegel- und Fensterglas. Nach 1945 als
“Glasfabrik Eckamp-Altwasser AG” firmierend. Börsennotiz Berlin und
Düsseldorf.
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Abb. S. 153 Los 1397
Ausruf 300 €
Rheinischer Actien-Verein für Weinbau
und Weinhandel Dilthey, Sahl & Co.
Rüdesheim, Actie 1.000 Mark April 1889. Ob-
gleich erst Jahre später ausgefertigt ist dies die
Gründeremission (Auflage
nur 59 Stück
, R 7) EF-
VF. #7. (12)
Original unterschrieben von Theodor Dilthey
(1825-1892), Diplomat und 1. Präsident der Wiesba-
dener Handelskammer. Er war übrigens auch eine
treibende Kraft beim Bau des Niederwald-Denkmals.
Ausgesprochen dekorativ, tanzende und weintrinken-
de Putti im Unterdruck. Ausgestellt auf Theodor Dil-
they. Anhängende Kupons.
Gründung 1867. Zu den Gründern der Gesellschaft gehörte Theodor Dil-
they (1825-1892), Diplomat und 1. Präsident der Wiesbadener Handels-
kammer. Er war übrigens auch eine treibende Kraft beim Bau des Nieder-
wald-Denkmals. Später hatte die Gesellschaft großartige Erfolge und stieg
zum Hoflieferanten des österreichen Kaisers und des russischen Zaren
auf. Nach dem Tod des Mitgründers Dilthey 1893 Umwandlung in die „Dil-
they, Sahl & Co. GmbH“, die die 1867 begebene Anleihe bis zur 1907 er-
folgten erneuten Umwandlung in eine oHG weiter bediente. Die oHG-Um-
wandlung erfolgte anläßlich des Verkaufs der Firma an die Geisenheimer
Sektkellerei Hoehl, die vor allem an dem umfangreichen Exportgeschäft
mit Russland interessiert war.
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Los 1398
Ausruf 100 €
Rheinprovinz
(Landesbank der Rheinprovinz)
Düsseldorf, 4 % Anleiheschein 500 Mark
17.12.1907 (R 10) EF-VF. #4855. (55)
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Los 1389
Los 1419