

Los 814
Ausruf 4.000 €
Deutsche Reichs-Post AG
Frankfurt a.M., Interimsschein über 1 Actienanteil
1.2.1877 (Gründeraktie,
R 12
) EF-VF. #120 b. (52)
Eingetragen auf Pfarrer
Ludwig Hofacker in
Stuttgart, einem aktiven
Mitglied der Deutsch-
Konservativen Partei.
Originalsignaturen für
den Vorstand und Auf-
sichtsrat. Dabei: eine
Einzahlungsquittung in
Höhe von 20 Mark als
Anteil zu der Aktie Nr.
120 b, ausgestellt auf
den Pfarrer Hofacker
am 1.10.1882 in Frank-
furt a.M. Knickfalten,
sonst tadellos. Nur die-
se eine Aktie der Deut-
sche Reichs-Post AG
wurde in einem Nachlaß des Pfarrers Ludwig Hof-
acker im Jahr 2010 gefunden. Kulturgeschichtlich be-
deutende Rarität!
Gegründet 1877 mit einem Aktienkapital von 500.000 Mark für
die Herausgabe und Vertrieb einer politischen Zeitung, deren
Richtung durch die Programme der Deutsch-Konservativen vom
1.7/12.7.1876 bestimmt wurde. Die Deutschkonservative Partei
konstituierte sich am 7. Juni 1876 aus sehr verschiedenen Grup-
pen: Adligen, Großgrundbesitzern, Anhängern der Regierung
Bismarck wie Moltke, traditionsorientierten Protestanten und
Christlich-Sozialen. Sie erkannte die Verfassung des Deutschen
Kaiserreichs an und trat für die Bewahrung der monarchischen
Vorrechte, Stärkung der Religion, gegen Zentralismus und Par-
lamentarismus sowie für Bekämpfung der Sozialdemokratie ein.
Das Programm der Partei war bis ins Detail mit Bismarck abge-
sprochen. Ihr Hauptorgan war die “Neue Preußische Zeitung”
(Kreuzzeitung). Das täglich erscheinende Parteiorgan der
Deutschkonservativen war “Die Post”, die gleichzeitig als offi-
zielles Organ der Regierung Bismarck galt. Weitere Presseer-
zeugnisse der Partei waren der “Reichsbote”, die “Konservative
Monatsschrift”, die “Deutsche Reichs-Post” und das “Deutsche
Adelsblatt”. Ihre Hochburgen hatte die Partei in Ostpreußen,
Pommern, Mecklenburg und Sachsen. Im Preußischen Abge-
ordnetenhaus war sie, begünstigt durch das Dreiklassenwahl-
recht, die stärkste Kraft. Im Herrenhaus war ihre Stellung sogar
noch stärker. So hatte sie einen wesentlichen Einfluss auf Offi-
zierskorps, Beamtenschaft und Geistliche und über den Bun-
desrat auch auf die Reichspolitik. Die Partei war antisemitisch
ausgerichtet, so wurde zum Beispiel im Reichstagswahlkampf
1881 in großem Ausmaß antisemitische Propaganda eingesetzt.
Bei der Schutzpolitik ging sie mit den Freikonservativen, dem
Zentrum und mit Teilen der Nationalliberalen Partei zusammen.
Doch wandte sie sich gegen den Kulturkampf Bismarcks. Nach
dessen Entlassung gingen die Deutschkonservativen in Opposi-
tion zur wirtschaftsliberalen Politik des neuen Reichskanzlers
Leo von Caprivi. Das 1892 beschlossene Parteiprogramm (das
sogenannte Tivoli-Programm) wandte sich, beeinflusst von A-
dolf Stoecker, gegen den zersetzenden jüdischen Einfluss und
gegen die Sozialdemokratie. Ab 1892 kam es auch zu Flügel-
kämpfen zwischen der größtenteils dem Landadel entstammen-
den bisherigen Parteiführung und Stoeckers eher bürgerlich-
städtisch geprägten Christsozialen.
N
Los 811
Ausruf 250 €
Deutsche Holzverwertungs-AG
Frankfurt am Main, Aktie 100 RM 5.1.1925 (Auf-
lage 4500,
R 11
) EF-VF. #1276. (52)
Ausgestellt auf die Forschungs-Gesellschaft Verein-
igter Porzellanfabriken GmbH Meiningen. Mit Stem-
pel: Ungültig! Nur für Lehrzwecke bestimmt! Mit kpl.
Kuponbogen. Abheftlochung.
Gründung im Juli 1923. Handel mit und Verarbeitung von Holz aller Art.
Der Ges. haben sich die in der Forschungs-Ges. Ver. Porzellanfabriken
GmbH, Sitz Meiningen, zusammengeschlossenen Porzellan- u. Steingut-
fabriken angeschlossen.
N
Los 812
Ausruf 100 €
Deutsche Hypothekenbank Frankfurt AG
Frankfurt am Main, Aktie 50 DM April 1992 (Mu-
ster, R 10) UNC-EF. (52)
Mit Kuponbogen.
Gründung 1862 in Meiningen als zweitälteste reine Hypothekenbank
Deutschlands. Sitzverlegungen 1938 nach Weimar, 1948 nach Bremen,
1989 nach Frankfurt a.M. 1972 Aufnahme der Sächsischen Bodencredit-
anstalt. Auf Betreiben des letzten Großaktionärs (Dresdner Bank) 1990 mit
der “Pfälzischen Hypothekenbank” verschmolzen, 2001 bei der Fusion
der Hypothekenbank-Töchter der Frankfurter Großbanken schließlich in
der Euro-Hypo aufgegangen.
N
Los 813
Ausruf 100 €
Deutsche Industrie-Finanzierung AG
Frankfurt am Main, VZ-Aktie 5.000 DM Juli 1955
(Muster, R 10) UNC-EF. (52)
Muster-Perforation.
Gründung 1951 als “Gesellschaft für Absatzförderung mbH”, 1955 Um-
andlung in eine AG. Absatzfinanzierung von Maschinen, Vermittlung von-
Industrie-Krediten. Großaktionäre waren Gen.-Dir. Rudi Mehl, Reichsgraf
Alexander von Hochberg und die Commerzbank AG.
N
Los 816
Ausruf 100 €
Deutsche SB-Kauf AG
Frankfurt a.M., Sammelaktie 100 x 5 DM Juni
1995 (Muster, R 10) UNC-EF. (52)
G&D-Muster-Perforation, feine Lochentwertung. Mit
Kuponbogen.
1974 gründeten die Gewerkschaften die co op Zentrale AG, die bis 1981
acht Regionalgesellschaften übernahm und in co op AG umbenannt wur-
de. Das operative Geschäft der Berliner wurde (über die 1981 neu ge-
gründete co op Berlin AG) auf die Zentrale übertragen. 1991 Übernahme
der Aktienmehrheit durch die ASKO. 1992 Änderung der Fima von co op
AG in Deutsche SB-Kauf AG. 1996 verschmolzen die Handelsunterneh-
men ASKO Deutsche Kaufhaus AG in Saarbrücken, KAUFHOF Holding
AG in Köln und Deutsche SB-Kauf AG in Frankfurt a.M. zu METRO AG,
die im gleichen Jahr an die Börse ging.
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Sensation! Nur ein Stück wurde im Nachlaß Pfarrer Hofackers gefunden
Durch das Aufkommen des Bundes der Landwirte wurde der zu-
nächst unterlegene agrarische Flügel wieder gestärkt und
Stoecker veranlasste im Februar 1896 wegen sozialpolitischer
Meinungsverschiedenheiten die Abtrennung der Christlich-Sozi-
alen Partei. Die Deutschkonservativen stimmten 1898 und 1899
geschlossen für Flotten- und Militärvorlagen und zeigte sich im
preußischen Landtag als Gegner des Mittellandkanals (“Kanal-
rebellen”). Unter Reichskanzler Fürst Bernhard von Bülow nä-
herte sich die Partei wegen dessen agrarprotektionistischer Po-
litik wieder an die Reichsregierung an, doch lehnte sie weiterhin
alle Ansätze zu liberalen Reformen in der Innen-, Wirtschafts-
und Finanzpolitik ab und trug so 1909 zum Sturz der Regierung
v. Bülows bei. Die Deutschkonservativen widersetzten sich jeder
Stärkung des Reichs zu Lasten der einzelnen Bundesstaaten,
weil sie fürchteten, dass sonst ihr Einfluss im die Bundespolitik
beherrschenden Preußen an Gewicht verlöre. Dagegen stimm-
ten sie allen Militär- und Flottenvorlagen zu, während sie die
Kolonialpolitik nur zögernd unterstützten. Deshalb gab es auch
eine Distanz zum alldeutschen Programm. Als Partei ohne Mas-
senbasis suchte sie einen Ersatz im Bund der Landwirte (BdL),
in dem preußische Großagrarier den Ton angaben. In vielen Fra-
gen wurde sie zur reinen Interessenpartei der Landwirtschaft.
Viele preußische Landräte gaben ihr Unterstützung. Bekannte
Vertreter der Partei waren u.a. Wilhelm von Rauchhaupt,
Otto von Manteuffel, Ernst von Heydebrand und der Lasa, Kuno
Graf von Westarp, Hans Hugo von Kleist-Retzow, Philipp von Na-
thusius-Ludom, Elard von Oldenburg-Januschau, Heinrich von
Salisch, Dr. Georg Oertel oder Wilhelm Joachim von Hammer-
stein. Ein Großteil der Mitglieder der Deutschkonservativen Par-
tei beteiligte sich 1918 an der Gründung der Deutschnationalen
Volkspartei (DNVP). Im Zuge ihres scharfen Rechtskurses unter-
stützte die DNVP die Präsidialkabinette unter Heinrich Brüning
und Franz von Papen. Die Bereitschaft Hugenbergs zur politi-
schen Zusammenarbeit mit Adolf Hitler in einem gemeinsamen
Kabinett ermöglichte schließlich am 30. Januar 1933 die Ernen-
nung Hitlers zum Reichskanzler. Zu den Reichstagswahlen vom
5. März trat die DNVP gemeinsam mit dem Stahlhelmbund als
“Kampffront Schwarz- Weiß-Rot” an und erreichte mit 8 Prozent
der abgegebenen Stimmen ein zwar eher mäßiges Ergebnis, aber
sie sicherte damit der gemeinsamen Koalitionsregierung unter
Hitler 51,9 Prozent aller Stimmen. Das war der letzte Part ihrer
Rolle als “Steigbügelhalter” für die Nationalsozialisten. In völliger
Verkennung der Ziele nationalsozialistischer Politik war der unter
Hitler als Reichsminister für Ernährung und Wirtschaft fungieren-
de Hugenberg nicht in der Lage, den Fortbestand der Deut-
schnationalen Volkspartei neben der NSDAP zu sichern. Seit Mai
firmierte seine Partei als “Deutschnationale Front”, Ende Juni
1933 wurde sie zur Selbstauflösung gezwungen.