

Mehrseitige Urkunde. Beglaubigte Abschrift der Ori-
ginalurkunde mit fortgeführten Eintragungen der An-
teilscheine bis 1936. Ein Anteil über 1/10.000 brach-
te 1870 eine Ausbeute von 70 Mark. Zu Beginn des
20. Jh. kostete ein 1/10.000 Anteil um die 30.000
Mark.
Der Kaufmann und Industriegründer Georg von Giesche (1653-1716) leg-
te den Grundstein für eines der größten Unternehmen östlich der Elbe.
1704 ließ er sich und seine leiblichen Erben für 20 Jahre vom Kaiser Leo-
pold I. von Österreich das ausschließliche Recht des Bergbaus auf Galmei
und des Handels damit für ganz Schlesien sichern. Das war die Geburts-
stunde der Gesellschaft, die bemerkenswerter Weise 270 Jahre in unver-
änderter Rechtsform geführt wurde! Nach dem Verlust der schlesischen
Besitzungen in Folge des 2. Weltkrieges wurde der Sitz nach Hamburg
verlegt, zuletzt befaßte sich die Ges. mit Brenn- und Baustoffhandel. 1974
in Konkurs gegangen.
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Los 1107
Ausruf 80 €
Germania AG für Landwirtsbedarf
Berlin, Aktie 1.000 Mark 1.7.1923. Gründeraktie
(Auflage 23000, R 10) VF. #(17742)12242. (25)
Rückseitig wurde Lohnempfang für die Woche vom
29.12.1937-4.1.1938 quittiert. Nur ein einziges weite-
res Stück ist uns seit Jahren bekannt.
Zunächst Herstellung und Vertrieb von Gegenständen des landwirtschaft-
lichen Bedarfs. 1924 umbenannt in “Kirchhainer Lederfabrik vorm. H.
Platz & Söhne AG” mit Sitz in Berlin und Kirchhain N.L. Ab 1926 wieder
unter altem Namen nur noch Verwaltung des Grundbesitzes in Berlin,
Schöneberger Str. 6/7.
Los 1108
Ausruf 75 €
Gesellschaft für Buchdruckerei
Neuß, Darlehnsschein 100 Mark 7.10.1910 (Auf-
lage 800, R 10) EF-VF. #70. (43)
Jugendstilartige Umrahmung fast wie ein Bilderrah-
men, Originalunterschrift. Abheftlochung, sternchen-
lochungen.
Die Ges., die seit Beginn die Neuß-Grevenbroicher Zeitung herausgibt,
steht in enger Verbindung zur Bürgergesellschaft in Neuß. Auf ihrem
Grundstück Niederstraße 48 errichtete sie für die Bürgergesellschaft 1910
ein neues Gesellschaftshaus, wofür ihr von Mitgliedern der Bürgergesell-
schaft ein Kapital von 80.000 M zinsfrei überlassen wurde. Folglich ist auch
in der Ges. für Buchdruckerei seit Generationen vertreten, was in Neuss
Rang und Namen hat: Werhahn, Thywissen, Josten, Kallen, Frings etc. Das
operative Geschäft ist heute ausgelagert in die Beteiligungsfirmen SZ-
Sport-Zeitschriften GmbH (100 %) und dem Neusser Zeitungsverlag
GmbH (50 %). Bis heute enthält die Satzung die denkwürdige Bestim-
mung, daß die herausgegebenen Zeitungen “in ihren Tendenzen niemals
den Interessen der römisch-katholischen Kirche zuwiderlaufen dürfen”.
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Los 1109
Ausruf 300 €
Gesellschaft zum Betrieb des Cur-
Etablissements in den Badeorten
Wiesbaden & Ems
Wiesbaden, Legitimations-Schein zu einer ausge-
losten Actie à 100 fl. 1.10.1865 (R 10) VF. #6619.
(26)
Die Aktien wurden durch jährliche Auslosung amorti-
siert und die ausgelosten Stücke eingezogen. Der
frühere Aktionär erhielt das eingezahlte Kapital von
100 fl. zurück, bekam aber weiter Dividende, wofür
dieser Legitimations-Schein ausgestellt wurde. Mit
Originalunterschriften des Regierungscommissärs,
des General-Directors und der beiden Directoren.
Für das Glücksspiel in Wiesbaden, das damals noch in Wirtshäusern ge-
spielt wurde, erteilte Fürst Carl von Nassau-Usingen 1771 das erste Privi-
leg. 11 Jahre danach wurde das Roulette eingeführt, 1810 wurde die
Spielbank in das gerade neu errichtete „Alte Kurhaus“ verlegt. Neben dem
Glücksspielverbot außerhalb privilegierter Kurorte führte das Fürstentum
Nassau nun auch das Residenzverbot ein, d.h. den eigenen Untertanen
und Beamten war die Teilnahme am Glücksspiel verboten. Damit entwik-
kelte sich die später auch in der Literatur (Dostojewski, erster Besuch in
Wiesbaden 1863) beschriebene besondere Kultur, wonach ausländische
Gäste das Hauptpublikum der Spielbanken darstellten. 1831/38 wurden
Spielbanken in Frankreich per Verbotsgesetz geschlossen, woraufhin de-
ren Pächter neue Wirkungsstätten suchten. Das erklärt den ganz offen-
kundig französischen Einfluß bei den bekannten Wertpapieren der Spiel-
banken in Wiesbaden, Bad Homburg und Bad Nauheim. 1834 erwarb An-
toine Chabert, bereits Pächter der Spielbank in Baden Baden, das Glük-
ksspielmonopol im Herzogtum Nassau mit den Spielbanken Bad Ems,
Wiesbaden, Schlangenbad und Schwalbach. Der Betrieb lief glänzend so-
wohl für das Herzogtum und die Stadt, aber auch für Chabert, der die
Konzession 1847 an Anton Gutz abtrat und Wiesbaden um 7 Mio. Francs
reicher verließ. 1856 ging die Konzession für den Betrieb der Cur-Etablis-
sements zu Wiesbaden und Ems und insbesondere für den Betrieb der
Hazardspiele daselbst durch Dekret der Herzogl. Nassauischen Landes-
regierung an die Brüder Marcus und Bernhard Berlé, Inhaber des Bank-
hauses Marcus Berlé zu Wiesbaden. Die Brüder Berlé traten die Konzes-
sion gleich an diese mit einem Nennkapital von 2,5 Mio. Gulden neu ge-
gründete Aktiengesellschaft ab. Davon gingen 1,8 Mio. fl Aktien unent-
geltlich an die Gründer für die Abtretung ihrer Konzession und Überlas-
sung des von den früheren Pächtern übernommenen Mobiliars. Die Ges.
errichtete dann das noch heute weltbekannte neue Kurhaus mit der Spiel-
bank in Wiesbaden. Die Dauer der Ges. war auf 25 Jahre festgelegt. Die
Satzung bestimmte aus dem jährlichen Reingewinn 60.000 fl. für die A-
mortisation von Aktien, die zwar zurückgezahlt wurden, aber (abzüglich 6
fl. zusätzlicher Amortisationsbeitrag) via neu auszugebender Legitima-
tionsscheine dividendenberechtigt blieben. Während der Dauer der Ge-
sellschaft bis 1881 (entsprechend der Laufzeit der Konzession) sollte so
das gesamte Aktienkapital amortisiert werden. Dieser Plan konnte
schließlich nicht zu Ende geführt werden: 1872 bestimmte ein Reichsge-
setz die Schließung sämtlicher Spielcasinos im Deutschen Reich. Erst
1946 erteilte die US-Besatzungsmacht eine neue Erlaubnis zum Spielbe-
trieb in Wiesbaden, gegen heftige Widerstände der hessischen Landesre-
gierung. Am 29.10.1949 begann dann das Große Spiel wieder, zunächst
im Foyer des Hessischen Staatstheaters. Ende 1955 konnte das Spielca-
sino wieder an seinen alten Standort zurückkehren, den bis dahin von der
US-Besatzungsmacht genutzten Nordflügel des Kurhauses. Das seit 1771
bestehende „Residenzverbot“, wonach Einheimischen die Spielteilnahme
untersagt war, wurde übrigens erst 1986 wieder aufgehoben.
Los 1110
Ausruf 80 €
Gewerkschaft Albertshall
Siegen i. Westf., Kuxschein über 1 Kux 1.11.1907
(Auflage 1000, R 7), ausgestellt auf den Gruben-
vorstand W. Theiss VF+. #195. (37)
Dekorative, mehrfarbige Gestaltung mit hübscher Ju-
gendstil-Umrahmung.
Die Gewerkschaft hatte von den Gemeinden Niederdresselndorf etc. im
Kreis Siegen die gemeindeeigenen Kaolin-, Thon-, Quarzit- und Graphit-
gruben angepachtet. Diese jetzt von der Fa. Theodor Stephan betriebene
Kaolin-Tongrube „Auf dem Kreuz“ bei Niederdresselndorf (jetzt ein Stadt-
teil von Burbach) am östlichen Rand des Westerwaldes gleich neben dem
Flughafen Siegerland liefert bis heute keramische Tone, feinstgemahlenes
Kaolin und Findlingsquarzit.
Los 1111
Ausruf 75 €
Gewerkschaft Bernhardshall
Salzungen, Kux-Schein 1/1.000 15.5.1924 (R 10)
EF-VF. #760. (47)
Mit Stempel: Jetzt Gewerkschaft Bernhardshall Koh-
lensäurewerk zu Bad Salzungen und drei Liquida-
tionsraten-Stempel.
Gründung 1894. Die Gewerkschaft, belegen im Kreis Meiningen in den
Feldmarken Salzungen, Leimbach, Langenfeld, Hermannsroda, Hohle-
born und Hohleborner Waldung, nahm 6 Tiefbohrungen auf Kali vor. Tief-
bohrung VI erschloss statt Kali am 23.3.1895 eine mächtige Kohlensäure-
quelle, was die Gewerkschaft zur Errichtung eines Kohlensäurewerks ver-
anlasste. Das Kaliwerk wurde 1902 an die Heldburg AG verkauft.
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Los 1112
Ausruf 100 €
Gewerkschaft Consolidirter Georg
Aschersleben, Kuxschein über 5 von 1000 Kuxen
5.12.1894 (R 6) EF+. #28. (70)
Ausgestellt auf Gustav v. Brandenstein, General der
Infanterie z.D. in Dresden, mit Originalunterschrift
Gustav Kroeber (seit 1893 als Generaldirektor für die
Grube verantwortlich und Generalbevollmächtigter
des Grafen Hugo Sholto Douglas). Federstrichent-
wertet,
Die Geschichte der ehemaligen Braunkohlengrube Georg bei Königsaue be-
gann 1828, als ein gewisser Schulze, ein Ökonom aus Vatterode in der Nä-
he des Johannishospitals bei Aschersleben bei der Vertiefung seines Brun-
nens eine unbekannte “schwarze Erde” fand. Schulze teilte diesen Fund
dem Gerichtsreferenten Eduard Georg Douglas mit. Dessen Vater, Prediger
Wilhelm Douglas, ritt zum Fundort und stellte, obwohl bergbaulich unerfah-
ren, dort fest, dass es Braunkohle war. In der Gegend um Aschersleben wur-
de zu dieser Zeit kein Bergbau betrieben und so besprach er den zufälligen
Fund mit seinen Söhnen Eduard Georg, dem späteren Justizcommisarius
von Aschersleben und Georg Gustav, Regierungsreferendar, der 1832 Bür-
germeister von Aschersleben wurde. Prediger Wilhelm Douglas legte am
19.4.1828 beim zuständigen Bergamt in Sommerschenburg Mutung ein und
bekam die Abbaurechte verliehen. Unter dem Namen Georgsgrube teufte
man 3 Schächte ab: den Gustav-, den Wilhelm- und den Edouardschacht.
Bereits im Juli 1828 förderten 2 Schächte 1883 t Kohle. Das Bergwerk wur-
de zu der Zeit mit 2 Beamten und 11 Bergleuten betrieben. 1857 konsoli-
dierte man sich unter Hinzunahme der Grube Antonie und Angus bei A-
schersleben zur Vereinigten Braunkohlengrube Georg bei Aschersleben. Als
später die Kohlenvorräte der Gewerkschaft Georg zur Neige gingen, erwarb
man für 250.000 Thaler die benachbarte selbständige Grube Friedrich-Chri-
stian bei Aschersleben. 1892 Umwandlung in eine 1000-teilige Gewerk-
schaft mit insgesamt 35 Gewerken. Hauptgewerken waren die Erben und
nähere Angehörige von Georg Douglas, Eduard Douglas, Renate v. Bran-
denstein geb. Douglas, Marie Günther geb. Douglas und Louise Randel geb.
Douglas. Der 1837 geborene älteste Sohn von Georg Douglas, der als Berg-
werksunternehmer bekannte und 1888 in den Grafenstand erhobene Hugo
Sholto Douglas, versuchte das Bergwerk unter seine Kontrolle zu bringen,
was ihm auch weitgehend gelang: Von 83 Kuxen im Erstausgabejahr 1892
brachte er es durch Kauf und Erbschaft bis 1910 auf 487 Kuxe. 1911 erwarb
das kapitalkräftigste Unternehmen in Aschersleben, die Kaliwerke Aschers-
leben, sämtliche 1000 Kuxe. 1922 gingen davon 50 % an die Deutsche Sol-
vay-Werke AG in Bernburg, 1931 die restlichen 50 %. Das Braunkohlenwerk
in Königsaue wurde ab 1937 als Zweigniederlassung der Deutsche Solvay-
Werke AG betrieben und 1948 als ”Braunkohlenwerk Königsaue” in Volksei-
gentum überführt, wobei der belgische Solvay-Konzerns nicht ohne weiteres
enteignet werden konnte. 1954 Eingliederung in den VEB Braunkohlenwerk
Nachterstedt. Dieser wurde später zusammen mit dem Braunkohlenwerk
Harbke dem Braunkohlewerke “Gustav Sobottka” im Braunkohlenkombinatt
Bitterfeld zugeordnet. Nach der Wiedervereinigung kam die Grube an die
Mitteldeutsche Braunkohle AG (Mibrag) und wurde kurz darauf wegen Er-
schöpfung der Kohlenvorräte geschlossen.
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Los 1113
Ausruf 300 €
Gewerkschaft Odinshall
Hannover, Kuxschein 15.12.1905. Gründerstück
(Auflage 1000, R 8) EF. #510. (45)
Mit Originalunterschrift. Der dekorativste deutsche Kux
mit Ansicht des Kaliwerkes, Vignette des Gottes Odin
und goldfarbener Umrandung. Ausgestellt auf Bankier
Lucas Sauer, dabei eine Blanco-Cession von ihm sowie
die Einladung zur ordentlichen Gewerken-Versamm-
lung ins Kastens Hotel vom 26.5.1909 und die Statuten.
Nur 11 Stücke sind seit Jahrzehnten bekannt.
Gründung 1895. Benannt nach Odin (skandinavische Namensform für
Wodan), dem höchsten Gott der Germanen. Nach dem liberalen Bergrecht
von Sachsen-Weimar beliehen auf dem Braun- und Eisensteingrube “Fro-
he Zuversicht” am Rumpelsberg im Arlesberger Forstbezirk. Tatsächlicher
Zweck war aber die Ausnutzung von Kali-Gerechtsamen in den Gemar-
kungen Colshorn, Heessel, Ahrbeck und Beinhorn bei Lehrte in Hannover.
Eine Tiefbohrung bei Colshorn wurde bei 620 m als aussichtslos einge-
stellt, weil bis dahin kein Kalilager angetroffen werden konnte. Man ver-
suchte dann, der Gewerkschaft durch Erwerb der Steinkohlenzeche
Preussische Clus einen neuen Zweck zu geben, wozu die Gewerkenver-
sammlung 1909 eine beträchtliche Zubusse von 400 M pro Kux bewillig-
te. Als dieser Erwerb aber nicht zustande kam, wurde 1909 die Liquida-
tion beschlossen.
Los 1114
Ausruf 100 €
Gewerkschaft Schürfglück zu Gotha
Bielefeld, Kuxschein 1 Kux von 1000 20.6.1906
(Auflage 1000, R 5) VF+. #185. (47)
Die Gewerkschaft bohrte auf Kali in der Gemeinde Rotenkirchen im Sol-
ling. Sie wurde auch fündig, errichtete aber kein Bergwerk.
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Los 1115
Ausruf 150 €
Gewerkschaft Storch & Schöneberg
Geisweid, Kuxschein 22.3.1933 (Auflage 100, R 8)
UNC-EF. #39. (70)
Original signiert. Rückseitg übertragen 1935 auf die
AG Eiserfelder Steinwerke. Äußerst seltenes Papier
der größten und tiefsten Eisenerzgrube Europas.
Der Eisenerzgrube Storch & Schöneberg war eine Verbundgrube in Go-
senbach, einem Stadtteil von Siegen im Siegerland. Sie bestand ab 1859
aus den Gruben Storch und Schöneberg und war mit insgesamt 17 Mio.
Tonnen Eisenerz (inklusive Nebenbetrieben) die Grube mit der höchsten
Förderung im Siegerländer Erzrevier. Im Laufe der Zeit wurden verschie-
dene Gruben zur Grube Storch angeschlossen oder von dieser aufge-
kauft. 1911 kam mit dem Verbund Honigsmund-Hamberg die letzte ei-
genständige Gosenbacher Grube zu Storch & Schöneberg.
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