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chemischen Produkten aller Art, insbesondere die Nutzung des zum Pa-

tent angemeldeten Geheimverfahrens zur Herstellung eines Ersatzes von

Benzin und Terpentin unter dem Namen “Rapidin”. Das Patent brachte die

Mitgründerin “Deutsche Naphta-Gesellschaft mbH” in die AG ein, der

auch die Verpflichtung zur Erbauung der Fabrik oblag. Leider funktionier-

te das Verfahren wohl nicht so richtig, denn im Aug. 1909 wurde die Her-

stellung wieder aufgegeben und die Fabrik stillgelegt. Man versuchte

dann, die Anlagen in eine Rohbenzin-Rektifikation umzuwandeln (wobei

es auch erste Erfolge gab) und machte gleichzeitig Regreßansprüche ge-

gen das Erfinderkonsortium geltend. Diese wurden aber mit dem Konkurs

der Deutsche Naphta-AG im Jahr 1911 uneinbringlich, und in der Folge

gingen 1913 auch die Rapidin-Werke ein.

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Los 1175

Ausruf 300 €

Rheinisch-Westfälische Bank

Berlin, Actie Lit. A 1.500 Mark 16.4.1889 (Auflage

1081, R 9) VF. #411 (4835). (2)

Unentwertet, mit Kupons ab 1896.

Gründung 1872 als “Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsbank” mit

Sitz in Köln, 1889 Umfirmierung wie oben und Sitzverlegung nach Berlin.

Die vorher vor allem im Gründungsgeschäft aktive Bank beschränkte sich

ab 1878 auf normale Bank- und Kommissionsgeschäfte. Ende des Jahr-

hunderts aufgrund betrügerischer Machenschaften zusammengebrochen.

Der Fall ging bis vor das Reichsgericht und die Berliner Handels-Gesell-

schaft (heute BHF-Bank) wurde in einem der ersten Prospekthaftungs-

Prozesse der deutschen Börsengeschichte verurteilt, den Aktionären

Schadenersatz zu leisten.

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Los 1176

Ausruf 100 €

Rheinische Bauernbank AG

Köln, Aktie 20 RM Juli 1931 (Auflage 3300, R 10)

Abheftlochung, sonst EF-VF. #2017. (40)

Faksimilesignatur des Freiherrn von Lüninck als Auf-

sichtsratpräsident der Gesellschaft (Präsident der

Landwirtschaftskammer der Rheinprovinz und Ge-

schäftsführer des Rheinischen Bauernverbandes).

Mit kpl. Kuponbogen.

Gegründet 1906 als “Bank des Rheinischen Bauernvereins AG”. Betrieb

von Bankgeschäften aller Art, insbesondere die Pflege des ländlichen Ge-

schäfts, geschäftsansässig in Köln, Hofergasse 4. 1922 Fusion mit der

Westdeutschen Landbank AG in Mönchengladbach (unter Beibehaltung

des vorherigen Firmennamens als Filiale weitergeführt, eine weitere Filiale

bestand in Cleve) und Umfirmierung wie oben. Die Bank stand in Bezie-

hung zur Rheinischen Landes-Genossenschaftskasse eGmbH in Köln und

war ihrerseits durch Aktienbesitz an der Kölner Handelsbank AG (früher

Viehmarktsbank GmbH) interessiert. Ab Aug. 1923 in Köln börsennotiert.

Ende 1931 Zahlungseinstellung, 1932 Zwangsvergleich, wonach alle

Gläubiger mit Forderungen bis 500 RM sowie solche, die ihre Forderun-

gen von bis zu 800 RM auf 500 ermäßigen, gegen Verzicht auf Zinsen voll

befriedigt werden. Alle übrigen Gläubiger sollten unter Verzicht auf Zinsen

80% ihrer Forderungen in Raten erhalten. 1933 wurde die Rheinische

Bauernbank AG liquidiert und der Geschäftsbetrieb gegen eine Vergütung

von 5.000 RM an die Bank für Landwirtschaft AG zu Berlin veräußert.

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Los 1177

Ausruf 160 €

Rheinische Hypotheken-Bank

Mannheim, 4 (3,5) % Pfandbrief 200 Mark

12.9.1881 (Auflage 2500, R 10) VF. #1247. (63)

Mit herrlichem Unterdruck. Die älteste bekannte

Pfandbrief-Ausgabe der Rheinhypo. Mit Kupons.

Gegründet 1871 durch die Rheinische Creditbank in Mannheim (welche

später in der Deutschen Bank aufging). Nach der 1886 erfolgten Gründung

der Pfälzischen Hypothekenbank in Ludwigshafen lange Zeit weitgehende

Personalunion in den Verwaltungsorganen. 1935 Verschmelzung mit der

bis 1866 zurückreichenden Berliner Hypothekenbank. 1974 Verschmel-

zung mit der Westdeutschen Bodenkreditanstalt, Köln und Sitzverlegung

nach Frankfurt/Main (Großaktionär war inzwischen die Commerzbank).

2002 bei der Verschmelzung der Hypothekenbank-Töchter der Deutschen,

Dresdner und Commerzbank in der EUROHYPO aufgegangen.

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Los 1178

Ausruf 140 €

Richard Oswald-Film AG

Berlin, Aktie 1.000 Mark April 1921. Gründeraktie

(Auflage 5500, R 10) VF+. #2086. (67)

Ungewöhnlich und auf einer Aktie einmalig: Die übli-

chen faksimilierten Unterschriften von Aufsichtsrat

und Vorstand flankieren etwas vom Aktienrecht gar

nicht Vorgesehenes: Das Faksimile von Richard Os-

wald als “Der Generaldirektor”. Uns sind lediglich 3

unentwertete Stücke bekannt. Mit Kupons. Minimale

Einrisse fachgerecht restauriert.

Vor allem als “Skandalfilmer” ging Richard Oswald in die Filmgeschichte ein.

Er rührte an Tabus und beschäftigte sich als erster mit Themen der Psycho-

analyse und Sexualaufklärung. Richard Oswald wird am 5.11.1880 in Wien

als Richard W. Ornstein geboren. Ab 1896 besucht er das Theater-Seminar,

tingelt als Schauspieler und Bühnenarbeiter durch Wander- und Provinzbüh-

nen in Österreich-Ungarn. 1907 geht er an das berühmte Wiener Raimund-

Theater, dann an das Theater in der Josefstadt, wo er erstmals als Drama-

turg und Regisseur arbeitet. Nach antisemitischen Angriffen wechselt er

1910 an das Düsseldorfer Schauspielhaus und kommt dort in Kontakt mit

Ludwig Gottschalk, der als Direktor der Düsseldorfer Film-Manufaktur er-

folgreich Filme verleiht und produziert. Gottschalk lässt Oswald 1911 in zwei

Filmen auftreten. 1913 zieht Oswald mit seiner Frau, der Schauspielerin Kä-

the Waldeck, nach Berlin und nimmt ein Engagement am Neuen Volksthea-

ter an. 1914 geht er als Dramaturg zur Deutsche Vitascope GmbH der Brü-

der Max und Jules Greenbaum. Seine Adaption von Oswald Conan Doyles

Kriminalroman “Der Hund von Baskerville” wird ein sensationeller Erfolg.

1916 gründet er die Richard Oswald-Film-GmbH und engagiert als Kamera-

mann Max Faßbender, für die Dekoration den Kunstmaler und späteren Re-

gisseur Manfred Noa. Ende 1916 entsteht mit Unterstützung der “Deutschen

Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten” der erste jener

Filme, die Oswalds Nachruhm in der Filmgeschichte geprägt haben: “Es

werde Licht!” thematisiert Geschlechtskrankheiten und bricht damit ein ge-

sellschaftliches Tabu. “Anders als die Anderen”, die erste filmische Ausein-

andersetzung mit der damals noch als Straftat geltenden Homosexualität,

wird 1921 von der Zensur verboten. Mit der Wiedereröffnung des ehemali-

gen Prinzeß-Theaters in der Kantstr. 163 als “Richard-Oswald-Lichspiele”

mit 800 Plätzen steigt Oswald 1919 auch in das Kinogeschäft ein. Im glei-

chen Jahr fusioniert er die Richard Oswald-Film-GmbH mit der Rheinischen

Lichtbild AG zum Bioscop-Konzern. Die Verbindung hält nicht lange. 1921

wandelt Oswald sein Unternehmen in eine AG um und verkündet dies zu-

sammen mit seinem Programm im Hotel Adlon. An seiner Seite steht als Vor-

standsmitglied der Verlegersohn Heinz Ullstein. Ab 1923 floppen hochflie-

gende Filmprojekte, die Ära des Stummfilms geht zu Ende, neue Konflikte

mit der Zensur tun ein übriges: 1926 verweigert die Generalversammlung

Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung, im gleichen Jahr geht die AG in

Konkurs. Oswald macht weiter: 1930 hat sein erster Tonfilm Premiere: “Wien,

du Stadt der Lieder”, ein überragender Publikumserfolg. In den 1930er Jah-

ren produziert er Tonfilm-Operetten ebenso wie umstrittene politische Filme,

u.a. “Dreyfus” (1930) und eine Adaption von Carl Zuckmayers “Der Haupt-

mann von Köpenick” (1931). Die Premiere von “Ein Lied geht um die Welt”

beklatscht sogar der gerade ernannte Propagandaminister Joseph Goeb-

bels, der Film wird 1933 der große Kino-Erfolg des Jahres. Aber ebenso wie

sein Hauptdarsteller ist Oswald ein Jude und muß Deutschland verlassen,

geht nach Zwischenstationen in Holland und Frankreich 1938 in die USA.

Sein letzter Film ist 1948/49 “The Lovable Cheat” mit Buster Keaton und

Curt Bois. Anfang der 1950er Jahre unternimmt er mit der Richard Oswald

TV Productions einen letzten Versuch mit einer auf 100 Folgen angelegten

Fernsehserie. Doch schon nach Fertigstellung der Pilot-Show ist Schluß.

1962 besucht Oswald seine Verwandten in Düsseldorf, fährt weiter nach

Rom, um seinen Sohn Gerd bei Dreharbeiten zu besuchen. Dort erkrankt er

schwer, seine Frau Käte bringt ihn nach Düsseldorf zurück, wo er 1963 ent-

täuscht und weitgehend vergessen stirbt.

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Los 1179

Ausruf 140 €

Richard Oswald Film AG

Berlin, Aktie 1.000 Mark 31.1.1922 (Auflage 6700,

R 10) VF. #10470. (67)

Ungewöhnlich und auf einer Aktie einmalig: Die übli-

chen faksimilierten Unterschriften von Aufsichtsrat

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