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Los 1239
Ausruf 175 €
Allgäuer Baumwollspinnerei und
Weberei Blaichach vorm. Heinrich Gyr
Blaichach, Actie 1.000 Mark 29.12.1920 (Auflage
1500, R 8) VF-. #3193. (73)
Großes Hochformat, schöne Umrahmung im Histo-
rismus-Stil mit Fabelwesen.
1850 gründeten die Schweizer Unternehmer Heinrich Gyr und Rudolf Zell-
weger (Zellweger Uster ist ein noch heute bekannter Textilmaschinenher-
steller) in Blaichach unter Ausnutzung der Wasserkraft des Schwarzen-
bach eine Spinnerei und Weberei. Zweigwerke bestanden in Oberstdorf,
Vorderhindelang und Oberdorf b. Vorderhindelang. 1896 Umwandlung
des Unternehmens in eine AG. In guten Zeiten beschäftigte das Unter-
nehmen über 1.100 Mitarbeiter. 1906 Neubau der Weberei in Blaichach.
“1939-45 Inanspruchnahme großer Teile der Fabrikationsstätten durch
verlagerte Rüstungsbetriebe”, steht im AG-Handbuch. Konkret hieß das
auch: Im Bereich der Spinnerei Blaichach bestand von Juli 1944 bis Mai
1945 ein Außenlager des KZ Dachau, in dem 800 Häftlinge für die Bayeri-
schen Motorenwerke U-Boot-Motoren bauten. Letzter Großaktionär war
die Textilfirma Ulrich Gminder AG, Reutlingen. 1960 Auflösung der AG und
Verkauf aller Werke einschließlich der Wasserkraftanlagen an die Robert
Bosch GmbH für die Produktion von Zündverteilern. Die Beschäftigten
wurden größtenteils umgeschult. Heute ein wichtiger Bosch-Standort mit
2400 Mitarbeitern, gefertigt werden elektronische Komponenten (ABS und
ESP) für die Automobilindustrie.
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Los 1240
Ausruf 175 €
Allgemeine Häuserbau-AG von 1872
Berlin, Aktie 100 RM Jan. 1925 (Auflage 30650,
R 10) EF-VF. #14151. (74)
Interessanter Art-Deko-Unterdruck.
Gründung 1872 als Allgemeine Häuserbau-AG. Neben Hochbau und Par-
zellierung auch große Tischler- und Zimmerer-Betriebe. 1929 wurde für
das Zehlendorfer Schnellbahnbau-Konsortium die U-Bahnstrecke vom
Thielplatz nach Zehlendorf-West gebaut mit den drei Bahnhöfen Oskar-
Helene-Heim, Onkel Toms Hütte und Krumme Lanke. Das Gebiet um den
Bahnhof Onkel Toms Hütte war danach das bevorzugte Betätigungsfeld
der AHAG, hier wurden mehrere Ladenzeilen und hunderte von Wohnun-
gen (teils für die Gagfah) gebaut. Zweigbetrieb in Schneidemühl. An den
Folgen des 2. Weltkriegs zerbrach die inzwischen in “Bau- und Holzindu-
strie Verwaltungs-AG” umfirmierte Gesellschaft: 1952 Eröffnung des An-
schlußkonkursverfahrens.
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Los 1241
Ausruf 100 €
Allgemeine Speditions-Gesellschaft AG
Duisburg, Aktie 1.000 Mark 17.7.1912 (Auflage
200, R 7) EF-VF. #692. (16)
Gründung 1910 unter Übernahme der Firma Aug. Heuser GmbH, Duis-
burg. Schifffahrt sowie Spedition und Lagereibetrieb. Gehörte zur Bayeri-
schen Rheinschiffahrtsgruppe (Rhenania-Konzern). Heute gehört Rhena-
nia zur Wicaton Gruppe.
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Los 1242
Ausruf 80 €
AMSTEA American Steel Engineering
and Automotive Products AG
Berlin, Aktie 500 RM 7.5.1925 (Auflage
nur 100
Stück
, R 9) EF-VF. #468. (26)
Ausgestellt auf Leo Leites, Berlin. Wasserschaden
am linken Rand.
Gegründet 1920 in Berlin (Bellevuestr. 14, später Unter den Linden 50/51)
zwecks Einfuhr von Rohmaterialien, Halb- und Ganzfabrikaten der Stahl-,
Automobil- und Maschinenindustrie (Werkzeuge, Bestecke usw.) aus dem
Ausland, vor allem aus den USA, sowie Ausfuhr von deutschen Industrie-
erzeugnissen. Auch Lizenznehmer und Importeur der amerikanischen E-
vans-Motorräder (bis zum Konkurs von Evans 1925). Schwesterfirmen be-
standen unter gleichem bzw. ähnlichen Namen in Hamburg, Düsseldorf
(“Amstea” Stahlhandels-AG) und Paris. 1925 umbenannt in “Amstea” A-
merikanische AG für Stahl-, Maschinen- und Automobilerzeugnisse. 1929
Sitzverlegung nach Düsseldorf. 1929 Sitzverlegung nach Düsseldorf, 1933
inaktiv und von Amts wegen gelöscht.
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Los 1243
Ausruf 80 €
Anhaltische Kohlenwerke
Frose in Anhalt, Aktie 1.000 Mark 3.4.1906 (Auf-
lage 1000, R 7) VF+. #8133. (41)
1867 wurden die Abbaurechte für die Froser Kohlenfelder durch das Berg-
amt zu Bernburg verliehen, es folgte die Gründung der Froser Braunkoh-
len-Bergbau AG mit der Braunkohlengrube Ludwig (später Umwandlung
in Zeche Anhalt). 1881 Umwandlung der Gewerkschaft Zeche Anhalt in ei-
ne AG (Anhaltische Kohlenwerke). Durch Zukauf und Aufschluß zahlrei-
cher weiterer Braunkohlegruben expandierte das Unternehmen, das 1908
seinen Sitz von Frose nach Halle a.S. verlegte (ab 1940 Doppelsitz Halle
a.S. und Berlin). Über 5.000 Mann arbeiteten in den 1920er Jahren in 5
Abteilungen: 1. die Mariengruben bei Senftenberg (vier Tagebaubetriebe
und ein Kraftwerk), 2. die Grube Elisabeth bei Mücheln Bez. Halle a.S. (ein
Tagebau sowie eine große Ringofenziegelei), 3. Abt. Zechau S.-A. (vier
Tiefbaubetriebe und ein Tagebau sowie zwei Kraftwerke), 4. Abt. Schö-
now/Neumark (Tiefbau mit drei Schächten) und 5. Braunkohlenbergwerk
Grube Ludwig bei Frose i.A. (1913 verpachtet an die benachbarte Ge-
werkschaft Concordia zu Nachterstedt, wo ein spektakulärer Bergrutsch
am den früheren Tagebau füllenden Concordia-See im Juli 2009 drei Men-
schen in den Tod riß). 1932 übernahm der jüdische Industrielle Ignaz Pet-
schek die AKW und gliederte sie in den Petschek-Konzern ein. Nach des-
sen „Arisierung“ 1939 gelangten die AKW über die Mitteldeutschen Stahl-
werke zum Flick-Konzern. Flick verschmolz die AKW mit der Werschen-
Weißenfelser Braunkohle AG und reichte sie dann an die Reichswerke AG
für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“ weiter. Die Betriebe in
der Sowjetzone wurden nach 1945 entschädigungslos enteignet. AG 1950
verlagert nach Berlin (West), als Mehrheitsaktionär figurierte dann die Har-
pener Bergbau-AG aus Dortmund. 1983 umgewandelt in die AK-Vermö-
gensverwaltungs-GmbH, heutiger Firmensitz ist Düsseldorf.
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Los 1244
Ausruf 150 €
Anhaltisches Eisenmoorbad Lindau AG
Lindau in Anhalt, Aktie 200 RM 8.4.1927 (Auflage
nur 50 Stück
, R 10) EF. #212. (25)
Nur 5 Stück lagen im Reichsbankschatz.
Gegründet 1909 in Zerbst zwecks Ausnutzung der in den Lindauer Feld-
marken gelegenen Moorlager zu Heilzwecken. 1924 unmittelbar neben
dem Badehaus Errichtung eines Logierhauses zur Unterbringung von 24
Gästen und (allerdings nur für zwei Jahre) Verpachtung des Moorbades.
1933 wurde noch das Kurhaus in Lindau (Anhalt) erworben. 1935 ging die
AG in Liquidation. Übrigens entnehmen wir dem Verzeichnis der Auf-
sichtsratsmitglieder, daß es in Anhalt-Zerbst in der fürstlichen Familie mit
der Zahngesundheit nicht sonderlich gut bestellt war, denn es gab dort
den ehrbaren Beruf des “Hofzahntechnikers”.
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Los 1245
Ausruf 250 €
Annaburger Steingutfabrik AG
Annaburg, Actie 1.000 Mark Juli 1895. Gründe-
raktie (Auflage 1000, R 10) VF. #796. (41)
Mit kleiner Abb. des Werkes aus der Vogelperspekti-
ve. Originalunterschriften. Nur 4 Stück lagen im
Reichsbankschatz. Stockfleckig.
Bereits 1874 nahm die Steingutmanufaktur in Annaburg (Kreis Torgau) ih-
ren ersten Rundofen in Betrieb, hergestellt wurden vornehmlich Küchen-
garnituren. 1883 übernahm Adolph Heckmann die Manufaktur mit 10 Mit-
arbeitern. Unter seiner Leitung nahm das Werk (zu dem auch ein Zweig-
betrieb in Magdeburg-Neustadt gehörte) einen enormen Aufschwung.
Zwölf Jahre später bei Umwandlung in eine AG im Jahr 1895 (mit Bör-
seneinführung in Berlin) waren nicht mehr 10, sondern bereits 325 Mitar-
beiter beschäftigt. Auf dem riesigen Werksareal von 220.000 qm waren
nun 12 Brennöfen in Betrieb, in denen hochwertige Steingutgeschirre,
Kunsttöpfereien und Plastiken gebrannt wurden. Bis 1906 (in diesem Jahr
wurde das Werk durch einen Brand teilweise zerstört) wuchs die Beleg-
schaft weiter auf rd. 600 Leute. Danach folgte ein Auf und Ab in Inflation,
Weltwirtschaftskrise und Krieg. Während des 2. Weltkrieges wurde die
Produktion mit Kriegsgefangenen aufrecht erhalten. Der Großaktionär und
Vorstand Hans Untucht beging am 9.7.1945 Selbstmord. In der Folge wur-
de das Werk enteignet und 1948 der VVB der Bau- und Baustoffindustrie
Sachsen-Anhalt zugeschlagen, später ab 1970 zum VEB Porzellankombi-
nat Colditz gehörig. Seit der Privatisierung am 1. Juli 1992 ist das einzige
Geschirrporzellanwerk in Sachsen-Anhalt in den Händen der heutigen In-
haberfamilie, spezialisiert auf den Bedarf von Hotellerie und Gastronomie.
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