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Los 1282

Ausruf 150 €

Deutsche Wollentfettung AG

Oberheinsdorf b. Reichenbach i.V., Aktie 1.000

Mark 14.11.1922 (Auflage 3000, R 9) VF. #3379. (21)

Großes Querformat mit sehr hübscher Umrahmung.

Nur 6 Stück lagen im Reichsbankschatz.

Mit dem Bau der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn Leipzig-Hof 1840-51

kam die industrielle Revolution in das Vogtland. Vor allem Textilbetriebe

fanden preiswerte Grundstücke und reichlich gutes Wasser in den Tälern

des Vogtlandes. Eines der Zentren wurde Reichenbach, und die Industrie

dehnte sich von dort nach Osten in den Heinsdorfergrund aus. Als erster

Betrieb entstand hier 1871 die Bernhard Dietel AG, weitere folgten. Ende

des 19. Jh. wurde der Heinsdorfergrund mit der Staatsbahn in Reichen-

bach durch eine 1.000-mm-Schmalspurbahn verbunden (eine von nur

zwei meterspurigen Bahnen in Sachsen), auf der normalspurige Güterwa-

gen auf Rollböcken zu den Fabriken gebracht wurden. Dies gab 1898 den

Ausschlag zur Ansiedlung der Deutsche Wollentfettung AG in Oberheins-

dorf. Firmenzweck: Spinnbarmachung sowie Verspinnung und Färbung

von tierischen Haaren und Pflanzenfasern. In der Weltwirtschaftskrise ging

das Unternehmen 1929 in Konkurs. 1930 wurden die Fabrikgebäude ab-

gebrochen. Erhalten blieb das Verwaltungsgebäude am Fabrikberg, das

heute als Wohnhaus genutzt wird. Gleich daneben liegt der Teich, aus

dem die Wollentfettung ehedem ihr Wasser bezog.

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Los 1283

Ausruf 120 €

Deutscher Ring Transport-

und Fahrzeug-Versicherungs-AG

Hamburg, Sammel-Namensaktie 100 x 1.000 RM

1.10.1935 (Auflage

nur 9 Stück

, R 9) EF-. #1-

100. (74)

Ausgestellt auf die Treuhandges. für wirtschaftliche

Unternehmungen mbH, Berlin. Nur 8 Stück dieser bis

dahin unbekannten Sammelaktien lagen im Reichs-

bankschatz.

Gegründet 1923 als “Hamburg-Leipziger Lloyd, Versicherungs-AG”, 1929

umbenannt wie oben. Die Ges. stand in Interessengemeinschaft mit der

Deutscher Ring Lebensversicherungs-AG und der Deutscher Ring Kran-

kenversicherung V.a.G., wurde mit diesen in Personalunion geführt, auch

bestand eine einheitliche Vertriebsorganisation. Die Gruppe stand im III.

Reich unter dem Einfluß der Deutschen Arbeitsfront. 1947 wurden auf Be-

schluß des Alliierten Kontrollrates die Deutscher Ring-Versicherungen ge-

schlossen. Als Gesamtrechtsnachfolger entstand 1953/54 die “Deutscher

Ring Transport- und Rückversicherungs-AG”, deren Großaktionär nun-

mehr die Vermögensverwaltung der Deutschen Angestellten-Gewerk-

schaft GmbH in Hamburg war.

Los 1284

Ausruf 80 €

DIAMANT Gasglühlicht AG

Berlin, Aktie 100 RM 17.12.1929 (R 8) EF. #5991.

(5)

Gegründet 1920 zwecks Herstellung und Vertrieb von Gegenständen der

Glühlicht-Industrie sowie Erwerb und Verwertung von gewerblichen

Schutzrechten und Lizenzen auf dem Gebiet der Glühlicht-Industrie. Seit

1926 auch Vertrieb von Trockenbatterien. 1943 umgewandelt in eine

GmbH.

Los 1285

Ausruf 80 €

Dörentruper Sand- und Thonwerke GmbH

Dörentrup (Lippe), 5 % Teilschuldv. 100 Goldmark

Nov. 1923 (Auflage 2550, R 10) VF+. #1105. (28)

Nur 5 Stück lagen im Reichsbankschatz.

Anfang des 19. Jh. stießen Bauern beim Bohren eines Brunnens bei Dör-

entrup auf weißen Quarzsand, den die fürstliche Oberförsterei zunächst

fuhrenweise als Stubenstreusand (für Feiertage) oder Maurersand verkauf-

te. Als man entdeckte, daß sich der Sand hervorragend zur Glasherstellung

eignete, entstanden in der Nähe weitere kleine Sandgruben, die sich 1894

in der Lippische Silbersand- und Thongruben Siekmann & Co. zusammen-

schlossen. Diese fusionierten 1901 mit der fürstlichen Sandgrube zur Dör-

entruper Sand- und Thonwerke GmbH und ist der Ursprung der späteren

Werksgruppe „Dörentrup Quarz“. Die Firma zeigte sich sehr erfinderisch in

der Verarbeitung aller Materialien, die man fand. Dadurch entstand ein aus-

gedehnter Feldbahnbetrieb, der größte in ganz Ostwestfalen-Lippe. Über

dem Silbersand liegende Lehmschichten gingen in eine 1900 gebaute

Dampfziegelei, in deren drittes Stockwerk eine markante, 130 m lange, die

B 66 überquerende Feldbahnbrücke führte. Sie wurde wenige Jahre nach

Stilllegung der Ziegelei 1981 abgebrochen. Mit dem außerdem in der Gru-

be gefundenen Tonsand wußte man zunächst nichts anzufangen, bis man

1905 entdeckte, daß er zu Klebmasse und Steinen zur Ausfugung und

Auskleidung von Hochöfen verarbeitet werden konnte. Hierfür wurde die

Werksgruppe „Dörentrup Feuerfest“ gebildet. 1925 wurde bei Lütte, 2 km

vom Stammwerk entfernt, eine Schiefertongrube eingerichtet und 1928 ein

Werk für Klinkersteine- und platten in Betrieb genommen (Werksgruppe

„Dörentrup Baukeramik“). Schließlich hatte man 1896 zwischen den Sand-

und Tonschichten auch Braunkohle entdeckt, die man in einer werkseige-

nen 1900/02 errichteten Kraftzentrale verstromte. Ab 1921 wurden auch

die umliegenden Ortschaften mit Strom versorgt. 1923 schloß man sich

dem Kraftwerk Wesertal an, um 1950 übernahmen diese den öffentlichen

Teil der Stromversorgung, die eigene Kraftzentrale wurde erst in den

1970er Jahren stillgelegt. Der Abbau in der ursprünglichen Grube endete

1970 wegen Erschöpfung der Lagerstätte, danach wurde fremder Sand per

LKW angefahren. Nach und nach schlossen dann auch die übrigen Betrie-

be. Die Gesellschaft existiert noch heute in Dörentrup in der Lemgoer Stra-

ße als Dienstleister für Baubedarf und Ziegeleien.

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Los 1286

Ausruf 300 €

Dortmunder Actien-Brauerei

Dortmund, Aktie 1.200 Mark 1.3.1907 (Auflage

883, R 9) VF+. #4693. (50)

Sehr schöne Jugendstil-Umrahmung, Wappenschild

im Unterdruck, Originalunterschriften. Nur ein biß-

chen fleckig.

Gründung 1868 als “Dortmunder Bierbrauerei Herzberg & Co.”, 1871 Um-

wandlung in eine AG. 1917/18 Erwerb der Tremonia-Brauerei F. Lehmkuhl

AG in Dortmund und der Gütersloher Brauerei AG. 1920 Übernahme der

Kontingente von E. und A. Meininghaus in Dortmund, der Hammer Brau-

erei “Mark” in Hamm i.W. und von Luyken & Tigler in Wesel-Obrighoven.

Hinzuerworben wurden ferner die Euskirchener Bürgerbräu GmbH, die

Vereinsbrauerei Göttingen GmbH, die Brauerei Dormagen vorm. Becker &

Cie. und die Heinrich Stade Brauerei-GmbH in Dortmund (1921/22) sowie

die Aktienbrauerei Rinteln und die Weener Bräu GmbH (1926). 1969 Er-

werb der Aktienmehrheit des Lokalrivalen Dortmunder Hansa-Brauerei.

Bei dieser Übernahme verschluckte sich die DAB an dem allgemein als zu

hoch empfundenen Kaufpreis und wurde damit selbst übernahmereif:

2001 kam es zu einer Überschuldung, und die DAB musste sich von der

zum Oetker-Konzern (heute Radeberger-Gruppe) gehörenden Binding-

Brauerei AG retten und dann übernehmen lassen. Mit dem Ausschluß der

Minderheitsaktionäre wurde die DAB 2002 vollständig in die Radeberger-

Gruppe eingegiedert. “DAB macht schlapp”, reimten die Biertrinker, die

andere Dortmunder Marken bevorzugten. Das ist Geschichte: Neben der

kleinen Hövels Hausbrauerei ist DAB heute die einzige noch übrig geblie-

bene Dortmunder Brauerei.

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Los 1287

Ausruf 350 €

Dresdner Bank

Berlin, Sammelaktie (Interimsschein) 100 x 1.000

RM 3.5.1937 (R 9) VF. (28)

Ausgestellt auf die Deutsche Golddiskontbank, Ber-

lin. Eine Kapitalmaßnahme führte die Dresdner Bank

1937 nicht durch, vielmehr steht die Ausgabe offen-

bar im Zusammenhang mit der 1937 durchgeführten

Reprivatisierung. Vordruck mit maschinenschriftli-

chen Ergänzungen zu Anzahl der Aktien und Ge-

samtnominalwert. Originalunterschriften von Carl

Goetz (1936-65 AR-Vorsitzender) sowie der beiden

Vorstände Dr. Hans Schippel (Reichsbankdirektor

a.D., seit 1931 anläßlich der Rettung und weitgehen-

den Verstaatlichung der Bank durch das Deutsche

Reich im Vorstand) und Dr. Hans Rinn (1939 Börsen-

chef der Dresdner Bank, 1952-1964 Vorstandsvorsit-

zender der Hamburger Kreditbank). Endgültige Ak-

tien wurden für diese Interimsscheine nie ausgege-

ben: Rückseitig sind (jeweils mit Originalunterschrif-

ten) die Dividendenzahlungen ab 1937 Jahr für Jahr

abgetragen. Nur 7 Stück dieser hochinteressanten

und finanzgeschichtlich bedeutenden Sammelaktie

lagen im Reichsbankschatz.

Gründung 1872 unter Übernahme des altangesehenen Bankgeschäfts von

Michael Kaskel in Dresden. 1881 Errichtung einer Niederlassung in Berlin,

wohin 1884 auch die Geschäftsleitung verlegt wurde. Verstärkt nach der

Jahrhundertwende schlug die Dresdner Bank, wie die anderen Großbanken

auch, einen atemberaubenden Expansionskurs durch massenhafte Über-

nahme kleinerer Regional- und Privatbanken ein. 1931 in der Weltwirt-

schaftskrise musste die Dresdner Bank vom Deutschen Reich gerettet wer-

den, das daraufhin (teils über die Deutsche Golddiskontbank) Mehrheitsak-

tionär wurde. Die de facto verstaatlichte Dresdner Bank nahm anschließend

durch Fusion die berühmt-berüchtigte Darmstädter und Nationalbank auf,

deren Zusammenbruch der Auslöser der Krise gewesen war. 1937 gab das

Reich seine Mehrheitsbeteiligung an der inzwischen stabilisierten Bank wie-

der ab. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Dresdner Bank von den Alliierten

zunächst zerschlagen: durch Ausgründung gingen die süddeutschen Ge-

schäfte auf die Rhein-Main Bank über, die norddeutschen auf die Hambur-

ger Kreditbank und die nordrhein-westfälischen auf die Rhein-Ruhr-Bank.

Diese drei Institute fusionierten 1957 zur (neuen) Dresdner Bank AG. Dazu

erhielten die Aktionäre 1952 “Restquoten” genannte Reichsmark-Aktien der

bestehen bleibenden “Altbank”, der die seinerzeit nicht realisierbaren Ost-

Ansprüche verblieben. 2001 mit hochfliegenden Allfinanz-Plänen von der

Allianz-Versicherung übernommen, 2008/09 dann an die Commerzbank

verkauft worden und mit dieser fusioniert.

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Los 1288

Ausruf 150 €

Dresdner Milchversorgungsanstalt

Altstädter Dampfmolkerei eGmbH

Dresden, 4,5 % Teilschuldv. 1.000 Mark Sept.

1907 (Auflage 250, R 9) EF-VF. #80. (25)

Teil einer im Gründungsjahr begebenen Anleihe von

300.000 M, vermittelt durch die Deutsche Treuhand-

Gesellschaft, Berlin. Mit Originalunterschriften. End-

fällig war die Tilgungsanleihe 1950, doch schon 1935

war nur noch weniger als ein Zehntel des Ursprungs-

volumens im Umlauf. Nur 10 Stück lagen im Reichs-

bankschatz.

Die Dresdner Milchversorgungsanstalt findet wegen ihres großen Ein-

zugsgebiets (die Milch wurde in einem Radius von 50 km um Dresden ein-

gesammelt) bereits 1912 exemplarisch für deutsche Molkereien Erwäh-

nung in Henry William Wolff’s in London erschienenen Standardwerk “Co-

operation in agriculture”. In Plauen an der Weißeritz (1206 erstmals ur-

kundlich erwähnt, 1903 nach Dresden eingemeindet) wohnte 1884-90

nach seiner Ausweisung aus Leipzig auch August Bebel. In der zweiten

Hälfte des 19. Jh. entwickelte sich der Ort zu einem Zentrum der Lebens-

mittelindustrie: Es entstanden die Brauereien “Zum Felsenkeller” (1857)

und “Zum Lagerkeller” (1872), die Schokoladenfabrik Petzold & Aulhorn

(schon 1843), eine Waffelfabrik (1873), die Blechwarenfabrik Anton Reiche

(die die ersten Schokoladenautomaten Deutschlands herstellte) und

schließlich 1907 die Altstädter Dampfmolkerei. Auf der weltweit beachte-

ten Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden war 1911 die Dresd-

ner Milchversorgungsanstalt mit einem Milchausschank vertreten, den der

berühmte Architekt Georg Heinsius von Mayenburg entworfen hatte. Die

Molkerei in Dresden-Plauen, Würzburger Str. 9, damals einer der modern-

sten Betriebe der Branche, wurde von der Genossenschaft 1923 übertra-

gen an die neu gegründete Drema AG (ab 1936 Drema Grossmolkerei AG).

Nach 1945 als Betriebsteil der Dresdner Milchwerke fortgeführt (aus de-

nen nach der Wende die Sachsenmilch AG wurde). Erst 1990 wurde der

traditionsreiche Betrieb stillgelegt, nachdem die Sachsenmilch AG in Lep-

persdorf eine ganz neu erbaute Großmolkerei in Betrieb setzte.

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