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Los 1277
Ausruf 250 €
Deutsche Luftschiffahrts-AG
Frankfurt a.M., Aktie 1.000 Mark 1.8.1910. Grün-
deraktie (Auflage 3000, R 6) VF+. #2366. (72)
Faksimile-Unterschrift des Frankfurter OB ADICKES
als AR-Vorsitzender.
Gründung am 16.11.1909 in Frankfurt mit einer Zweigniederlassung in
Friedrichshafen. Gründer waren 260 an der wirtschaftlichen Nutzung der
Erfindung des Grafen Zeppelin interessierte Privatpersonen, Firmen und
Banken. Das Interesse größerer Städte an diesem neuen Verkehrsmittel
zeigte sich z.B. in Gestalt des Frankfurter OB Adickes als AR-Vorsitzen-
der, weitere Mitglieder waren der Essener OB Holle, der Düsseldorfer OB
Oehler, Dr. Moenckeberg (Hamburg) und der Kölner OB Wallraf. Bekannte
Industrievertreter waren Ernst Schiess (Düsseldorf), Andreae-Passavant
(Frankfurt), von Guilleaume (Köln), Dr. Moenckeberg und Eduard Siemers
(Hamburg). Erste Hallen standen der Gesellschaft in Frankfurt, Baden,
Düsseldorf und Hamburg zur Verfügung. Das erste bei der Luftschiffbau
Zeppelin in Friedrichshafen fertiggestellte Luftschiff “Deutschland” wurde
schon am 28.6.1910 fast völlig zerstört, eine Katastrophe auch für das I-
mage der Gesellschaft. 1912 wurden Fahrten unternommen mit den Luft-
schiffen “Hansa”, “Viktoria-Louise” und “Schwaben” (letzteres am
28.6.1912 bei Düsseldorf völlig zerstört). Durch die beiden Totalverluste
sowie daraus resultierende Einnahmeausfälle war bereits Ende 1912 das
halbe Grundkapital verloren. Zur Beseitigung der Unterbilanz wurde dar-
aufhin beschlossen, 500 Aktien durch Zuzahlung von je M 3.000 in Vor-
zugsaktien umzuwandeln. 1913 wurde die Flotte um das Luftschiff “Sach-
sen” erweitert. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden die Luftschiffe
vom Reich übernommen. Ab August 1919 (gemeinsam mit der Luftschiff-
bau Zeppelin) wieder regelmäßiger Luftverkehr vom Bodensee nach Ber-
lin zu Versuchs- und Propagandazwecken. Auf 103 Luftreisen wurden
2380 Personen befördert. Der Versailler Vertrag besiegelte das Schicksal
der Gesellschaft durch Enteignung der wertvollen Anlagewerte. Die DE-
LAG trat in Liquidation, aus der dann 1936 51,50 RM pro Aktie für die Ak-
tionäre übrig blieben.
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Los 1278
Ausruf 400 €
Deutsche Reichsbank
Berlin, Sammelanteilschein (Gesamturkunde) 900
x 100 RM 12.5.1944, ausgegeben an die Deut-
sche Golddiskontbank, Berlin (
R 12
) Fehlstück
links oben fachgerecht ergänzt, sonst VF+.
#237101-238000. (5)
Maschinenschriftliche Ausführung auf Sicherheitsun-
terdruck, gedruckt auf dem bekannten Reichsbank-
Sicherheitspapier mit der (beabsichtigten) dunklen
Einfärbung links.
Originalunterschriften des
Reichsbankpräsidenten Walther Funk
(1890-1960,
bis 1939 Reichswirtschaftsminister und als Reichs-
bankpräsident Nachfolger von Hjalmar Schacht, ge-
hörte 1946 im Nürnberger Prozess zu den 24 ange-
klagten Hauptkriegsverbrechern und wurde zu le-
benslanger Haft verurteilt) und des Reichsbankvize-
präsidenten
Emil Puhl
(1889-1962, wegen seiner her-
ausragenden Rolle bei der Verwertung des SS-Raub-
goldes 1947 im Wilhelmstraßen-Prozeß zu 5 Jahren
Haft verurteilt, 1949 vorzeitig entlassen, danach Leiter
der Auslandsabteilung bei der Bank für Internationa-
len Zahlungsausgleich in Basel und Vorstandsmitglied
der Hamburger Kreditbank, einem der Nachfolgeinsti-
tute der Dresdner Bank, 1952-57 Mitglied des Zen-
tralbeirats der Dresdner Bank). Historisch hochbe-
deutendes UNIKAT aus dem Reichsbankschatz.
Die Reichsbank, geschaffen durch das Bankgesetz vom 14.3.1875, ging
aus der Preußischen Bank hervor, die ursprünglich unter dem Namen Kö-
nigliche Giro- und Lehnbank in Berlin im Jahre 1765 von Friedrich dem
Großen gegründet worden war. Zunächst war die Reichsbank keine
Staatsanstalt und ausschließlich im Besitz von Privatkapital. Dennoch war
sie keine gewöhnliche Aktiengesellschaft: Sie war nicht im Handelsregister
eingetragen, sondern durch Gesetz gegründet, die Befugnisse der Gene-
ralversammlung waren eingeschränkt. Die Anteilseigner wählten einen
Zentralausschuss, der wiederum drei Deputierte bestimmte, die eine fort-
laufende Kontrolle über die Verwaltung der Bank zu führen hatten. Leitung
und Aufsicht der Bank übte das Reich aus. Diese Funktion beschränkte
das Gesetz über die Autonomie der Reichsbank vom 26.5.1922 auf das rei-
ne Aufsichtsrecht. Die Leitung stand von da an ausschließlich dem Reichs-
bankdirektorium zu, dessen Präsident auf Vorschlag des Reichsrats vom
Reichspräsidenten auf Lebenszeit ernannt wurde. Diese Autonomie hörte
de facto schon vorher, de jure am 30.1.1937 auf, als sich Hitler das Reichs-
bankdirektorium direkt unterstellte. Bis zuletzt hatte die Bank aber private
Anteilseigner. Nach dem Reichsbankgesetz von 1939 wurde das Unter-
nehmen in Deutsche Reichsbank umbenannt. Nach 1945 wurden die
Reichsbank-Anteilscheine in Bundesbank-Genussscheine umgetauscht.
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Los 1279
Ausruf 150 €
Deutsche Schachtbau-AG
Nordhausen, Aktie 1.000 Mark 28.12.1911 (Auf-
lage 750, R 6) EF-VF. #2316. (74)
Dekorative Zierumrandung, ornamental verspielt.
Gründung 1900 als “Celle-Wietze AG für Erdölgewinnung” mit Sitz in Han-
nover. 1911 Übertragung aller Anlagen und Gerechtsamen auf die Ver.
Norddeutsche Mineralölwerke AG, den freien Aktionären machte die
Deutsche Erdöl-AG dabei ein Umtauschangebot. Anschließend Umfirmie-
rung in Deutsche Schachtbau AG und Sitzverlegung nach Nordhausen,
wo die Deutsche Schachtbau GmbH sowie die Nordhäuser Maschinenfa-
brik der Deutsche Erdöl AG erworben wurden. Firmenzweck nunmehr:
Ausführung aller bergmännischer Arbeiten, insbesondere von Bohrungen
und Schachtabteufungen nach dem Gefrierverfahren. 1939 Verschmel-
zung mit der Tiefbau- und Kälteindustrie-AG vorm. Gebhardt & Koenig
und Änderung der Firma in Gebhardt & Koenig - Deutsche Schachtbau
AG. Großaktionär mit über 75 % war die Deutsche Erdöl-AG (DEA), Bör-
sennotiz in Berlin und Hannover. Nach der Enteignung 1947 trennten sich
die Wege: Der Firmenmantel wurde 1949 verlagert nach Wietze bei Celle,
umfirmiert in Tiefbau- und Kälteindustrie AG, 1957 auf die Tiefbau-AG Un-
terweser in Abbehausen übergegangen. Der 1947 enteignete Nordhäuser
Betrieb firmierte danach als “Schachtbau und Bohrbetriebe Nordhausen,
VEB der Kohleindustrie”. 1990 aus dem Mansfeld-Kombinat herausgelöst
und als Schachtbau Nordhausen GmbH 1992 reprivatisiert.
Los 1280
Ausruf 90 €
Deutsche Schutzgebietsanleihe von 1908 II
Berlin, 4 % Schuldv. 100 Mark 28.11.1908 (R 10)
EF-VF. #10565. (25)
Schöner Druck der Reichsdruckerei. Zuvor vollkom-
men unbekannt gewesene Emission, nur 4 Stück
wurden im Reichsbankschatz gefunden.
Trotz der Kolonialbestrebungen des Kaiserreichs (Wilhelm II. forderte auch
für Deutschland einen “Platz an der Sonne” inmitten der anderen Koloni-
almächte) war deutsches Kapital in einem ganz erstaunlichen Ausmaß
desinteressiert an Investitionen in den zunächst “Schutzgebiete” genann-
ten deutschen Kolonien. Dies hemmte die wirtschaftliche Entwicklung die-
ser Gebiete in einem unvertretbaren Umfang, insbesondere beim Aufbau
einer entsprechenden Infrastruktur mit Eisenbahnlinien als Rückgrat. Zu-
nächst wurde der Finanzbedarf der Kolonien über den Reichshaushalt ge-
deckt, was 1890-1900 eine der Hauptursachen der sprunghaft steigenden
deutschen Staatsverschuldung war. Nach einer Bereisung der Kolonien in
Begleitung seines Sekretärs Walter Rathenau kam Kolonialstaatssekretär
Dernburg 1908 auf die Idee, die vier Schutzgebiete (Deutsch-Ostafrika,
Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika) unter Bürgschaft des Deut-
schen Reichs eigene Anleihen aufnehmen zu lassen und damit den
Reichshaushalt zu entlasten. Die Idee, Schulden in Schattenhaushalte
auszulagern, hat in Deutschland also schon eine recht lange Tradition. Mit
den so am Kapitalmarkt aufgenommenen Mitteln wurde vor allem der ko-
loniale Eisenbahnbau forciert. Der 1894 begonnene Bau der Usambara-
bahn in Deutsch-Ostafrika war endlich 1905 zu Ende gebracht worden.
Etwas schneller kam der 1897 begonnene zweite koloniale Bahnbau in
Deutsch-Südwestafrika zu Ende, nämlich 1902. Togo trat 1904 in das Ei-
senbahnzeitalter ein und Kamerun schließlich 1909. Bei Ausbruch des 1.
Weltkrieges waren in den deutschen Kolonien (ohne Tsingtao in China), fi-
nanziert über die Schutzgebietsanleihen, bereits 4.500 km Bahnlinien in
Betrieb, nämlich in Deutsch-Ostafrika (Usambarabahn, Mittellandbahn
und Ruandabahn), in Kamerun (Manengubabahn und Mittellandbahn), in
Togo (Küstenbahn, Inlandbahn und Hinterlandbahn) sowie Deutsch-Süd-
westafrika (Swakopmund-Windhuk, Otavibahn, Südbahn, Windhuk-Keet-
manshoop und Ambolandbahn). Zwischen 1908 und 1914 wurde (mit
Ausnahme von 1912) jedes Jahr eine Schutzgebietsanleihe begeben, de-
ren Verteilung auf die vier Schutzgebiete entsprechend den Finanzbedürf-
nissen des Eisenbahnbaus jeweils völlig unterschiedlich geschlüsselt war.
Trotz des Verlustes der Kolonien als Folge des verlorenen 1. Weltkrieges
musste das Deutsche Reich die Schutzgebietsanleihen wegen der von
ihm übernommenen Bürgschaft weiter bedienen, ehe die Hyperinflation
1923 die nominalen Geldwerte vernichtete. Bei der Aufwertung der
Reichsanleihen 1926 wurden die Schutzgebietsanleihen ausgeklammert,
da das Reich zu dieser Zeit immer noch hoffte, die Kolonien zurückzuer-
halten. 1928 wurde der Schuldendienst auf die Schutzgebietsanleihen
eingestellt.
Los 1281
Ausruf 600 €
Deutsche Treuhand-Gesellschaft (3 Stücke)
Berlin, Aktie 1.000 Mark 1.6.1900, 1.000 Mark
April 1909, 1.000 Mark Jan. 1921 EF-. (45)
Die 1909-Aktie original signiert von
Arthur von
Gwinner
als AR-Vorsitzender. Seit 1908 saß Arthur
von Gwinner dem Aufsichtsrat der Deutsche Treu-
hand-Gesellschaft vor, dem er davor bereits als stv.
Vorsitzender angehört hatte. Arthur von Gwinner
(1856-1931) war ein bedeutender Bankier, Politiker
und Kunstmäzen. 1888 wurde er Alleininhaber des
Bankhauses Riess & Itzinger, das er unter seinem ei-
genen Namen weiterführte. 1894 liquidierte er sein
Bankhaus und trat in den Vorstand der Deutschen
Bank ein. Ab 1910 bis zu seinem Ausscheiden 1919
war er
Vorstandssprecher der Deutschen Bank
. In
seine Amtszeit fielen die Finanzierung von Siemens
und der AEG in einer starken Expansionsphase e-
benso wie außenpolitisch so bedeutsame Vorhaben
wie Finanzierung und Bau der Bagdadbahn, um die
sich Arthur von Gwinner persönlich kümmerte. 1910
wurde er von Wilhelm II. in das preußische Herren-
haus berufen. Seine Originalsignatur auf einem Wert-
papier darf man als echte Sensation betrachten: Es
ist nämlich die allererste überhaupt bekannt gewor-
dene Aktie mit seiner Originalunterschrift.
Gründung 1890 als „Deutsch-Amerikanische Treuhand-Gesellschaft“ un-
ter maßgeblicher Mitwirkung der Deutschen Bank. Ursprünglicher Ge-
schäftszweck: Übernahme des Amtes als Pfandhalter und Treuhänder,
Ausstellung von Hinterlegungsbescheinigungen für Wertpapiere, Vertre-
tung in- und ausländischer Gesellschaften bei Aktienregistrierungen und -
umschreibungen, Vertretung der Besitzer in- und ausländischer Wertpa-
piere, wobei zeitweise auch eine starke Stellung als Fiskal-Agentur für
südamerikanische Goldminen-Ges. bestand. Aus der Mitwirkung an der
Reorganisation zusammengebrochener Unternehmen entwickelte sich ab
1902 die eigene Buch- und Bilanzprüfung, die schließlich 1931 mit der
Einführung der aktienrechtlichen Pflichtprüfung in Deutschland das
Haupttätigkeitsgebiet wurde. 1930 dazu Übernahme der “Revision” Treu-
hand AG. 1979/86 Fusion mit KPMG und Umfirmierung in KPMG Deut-
sche Treuhand-Gesellschaft AG. Die Gruppe gehört mit über 150.000 Be-
schäftigten (davon 8.600 in Deutschland) in über 150 Ländern zu den „big
four“ unter den internationalen Prüfungsgesellschaften.
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