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Los 1334
Ausruf 80 €
Hansa-Lloyd Werke AG
Bremen, Aktie 20 RM Mai 1927 (kpl. Aktienneu-
druck, Auflage 180000, davon nur 2500 bei Sa-
nierung lt. HV 20.1.1930 gültig geblieben, R 9) EF.
#100573. (26)
Ohne Überdruck
gültig geblieben. Nur 6 Stück lagen
im Reichsbankschatz.
Gründung 1913 als Hansa Automobilwerke AG in Varel. 1914 Übernahme
der Norddeutsche Automobil- und Motoren-AG in Bremen. Lange Zeit eine
der erfolgreichsten deutschen Automarken. Der Vertrieb erfolgte in 18 deut-
schen Großstädten durch die G.D.A., ein Gemeinschaftsunternehmen von
Hansa-Lloyd, NAG und Brennabor. 1930 auf dem Höhepunkt der Weltwirt-
schaftskrise in Konkurs gegangen. Marke und Produktionsanlagen über-
nahm 1931 der Selfmademan und vorherige Vorstand Carl Friedrich Wilhelm
Borgward, der schon zuvor mit seiner Goliathwerke Borgward & Co. GmbH
die Aktienmehrheit erworben hatte. Der 1890 in Altona als Sohn eines Koh-
lenhändlers geborene Schlosserlehrling hatte 1921 in Bremen eine Kühlerfa-
brik gegründet und 1924 mit dem Dreirad-”Blitzkarren” und dem Goliath-
Transporter erste Erfolge im Automobilgeschäft gehabt. Trotz Weltwirt-
schaftskrise machte er auch Hansa wieder zu einem Spitzenunternehmen
der Branche und stellte 1949 mit dem Borgward Hansa die erste deutsche
PKW-Nachkriegs-Neukonstruktion vor. Die 1955 erschienene “Isabella” galt
in jener Zeit als die sportlichste deutsche Limousine. Mit seinen drei Werken
(Goliath, Lloyd und Borgward), in denen 19.000 Leute arbeiteten, war Borg-
ward damals den Konkurrenten BMW und Porsche ebenbürtig. Doch in der
Automobilflaute 1960/61 wurden nach einer Überprüfung der Kostenstruktu-
ren die Banken zögerlich - am 31.1.1961 musste Borgward die Zahlungen
einstellen. Ob das nötig war? Die Gläubiger wurden schließlich zu fast 100
% befriedigt, aber der “Ein-Mann-Konzern” des Selfmademans Borgward
passte wohl nicht mehr in die Zeit - die Werke wurden demontiert und nach
Mexiko verkauft, Borgward starb am 28.7.1963 an Herzversagen, als der er-
ste Frachter voller Maschinenteile den Bremer Freihafen verließ.
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Los 1335
Ausruf 250 €
Heegermühler Klinker-Werke AG
Eberswalde, Aktie 1.000 Mark 10.12.1910 (Auf-
lage 450, R 8) EF+. #230. (21)
Originalunterschriften. Zuvor vollkommen unbekannt
gewesen!
Im Zehdenicker Revier (dem Nachzügler unter allen brandenburgischen
Ziegelrevieren, später aber eines der größten in ganz Deutschland) ent-
stand auf Basis der reichen Tonvorkommen ab 1888 eine vielgestaltige
Ziegelindustrie, die über die zum Finowkanal begradigte Havel fast aus-
schließlich das 60 km entfernte Berlin belieferte. 1909 wurde in Finow-
Heegermühle am Finowkanal die „Überlandcentrale Heegermühle“ ge-
baut, gegründet durch die A.E.G. und die Zürcher Elektrobank, Keimzelle
des späteren Märkischen Elektricitätswerkes. Der gewaltige Ziegelbedarf
dieses Vorhabens war die Initialzündung zur Gründung der Heegermühler
Klinker-Werke im Aug. 1910 durch fünf Geschäftsleute aus Cottbus bzw.
Charlottenburg mit einem Kapital von 50.000 M, welches im Dez. 1910 um
450.000 M erhöht wurde. Eine tiefe Krise des Berliner Baumarktes führte
dazu, daß nach der Winterpause 1913 kaum eine der 34 Ziegeleien des
Reviers mit zuvor bis zu 6.000 Beschäftigten wieder eröffnete. Bereits
1914 ist auch diese Ges. im AG-Handbuch nicht mehr zu finden, nachdem
sie zuvor nur ein einziges Mal (für 1911) eine Dividende hatte zahlen kön-
nen. Das Klinkerwerk allerdings muß fortbestanden haben: In der Baube-
schreibung des 1930 eröffneten Neuen Stadtbades Berlin-Mitte in der
Gartenstr. 5-6 (mit der damals größten gedeckten Schwimmbahn des eu-
ropäischen Kontinents) wird die Verblendung der Fassaden mit Heeger-
mühler Klinker erwähnt.
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Los 1336
Ausruf 150 €
Heidelberger Federhalter-Fabrik
Koch, Weber & Co. AG
Heidelberg, Aktie 100 RM Jan. 1925 (Auflage
3000, nach Kapitalschnitt 1928 noch 700,
R 11
),
umnummeriert und mit Überstempelung “Gültig
geblieben ...” EF-VF. #(2283)83. (11)
Nur 2 Stück lagen im Reichsbankschatz.
Die Heidelberger Federhalterfabrik im Norden von Handschuhsheim (Dos-
senheimer Landstr. 98) wurde 1883 gegründet, 1921 wandelten die Besitzer
Heinrich Koch und Rudolph Weber die Firma in eine AG um. Mit den Marken
Kaweco und Perkeo machten sie Heidelberg zum Zentrum der deutschen
Füllhalterindustrie. Die Sicherheitshalter, bei denen die Feder zum Schreiben
aus dem Schaft herausgedreht wurde, waren zunächst mit Federn aus US-
amerikanischer Produktion ausgestattet, nach dem 1. Weltkrieg wurde eine
eigene Produktion von Goldfedern aufgebaut. Kaweco stellte ferner Füllblei-
stifte, Tinten, Lederetuis und einen der weltweit ersten Filz- und Röhrchen-
schreiber her, beschäftigt waren über 200 Mitarbeiter. Nach der Hyper-Infla-
tion kam die in Frankfurt/Main börsennotierte AG in Schwierigkeiten, eine
1928 versuchte Sanierung schlug fehl, 1929 in Konkurs gegangen. Nach Ü-
bernahme durch die “Badische Füllfederfabrik Worringen u. Grube” in Wies-
loch wurden ab 1930 die ersten Kolbenfüllhalter gefertigt und unter den Na-
men Dia, Elite, Kadett, Carat und Sport vermarktet. Nach kriegsbedingten
Störungen wurde unter Leitung von Friedrich Grube 1947 die Produktion
wieder voll aufgenommen, 1950 wurde wieder der alte Beschäftigtenstand
von 230 Mitarbeitern erreicht. Friedrich Grube starb 1960, seine Witwe und
die Söhne hielten den Niedergang nicht auf und 1970 wurde die Produktion
eingestellt. Ein Zweig der Familie versuchte den Neuanfang und brachte
1972 zur Olympiade in München den “Sport” mit spezieller Olympiamünze
heraus, als Patronenhalter wurde das Modell zu Werbezwecken u.a. an die
Deutsche Bundespost geliefert. 1981 musste Kaweco endgültig schließen,
doch unter Nutzung der Namensrechte werden kleinere Auflagen der Kawe-
co-Federhalter in edleren Materialien von Dritten bis heute vertrieben.
Los 1337
Ausruf 80 €
HORESKA
Gasthausbetriebsgesellschaft mbH
Berlin, Anteilschein Ausg. C 1.000 RM 1.1.1931
(R 10) VF. #1673. (47)
Nur 5 Stück lagen im Reichsbankschatz. Rostfleckig.
Hotelkooperation mit Hotels in verschiedenen deutschen Städten, die seit
spätestens 1922 bestand. Das Hotel Drei Löwen in München firmierte
noch Ende des 20. Jh. unter Horeska.
Los 1338
Ausruf 75 €
Hotel-AG Glauchau
Glauchau, VZ-Aktie 200 RM 10.12.1925 (Auflage
nur 100 Stück
, R 8) EF-VF. #2. (18)
1932 herabgesetzt auf 100 RM.
Gegründet am 27.3.1924. Bau und Betrieb eines Hotels in Glauchau, am
Bahnhof gelegen. Ein für seine Zeit hochmodernes Hotel mit Schwimm-
bad, Bäckerei usw. Seit 1945 dient das Gebäude als Polizeirevier.
Los 1339
Ausruf 80 €
Hüttenwerk Vollgold AG
Torgelow, Aktie 1.000 Mark 1.10.1923 (Auflage
7500, R 8) EF-VF. #23389. (16)
Nur 2 Stück lagen im Reichsbankschatz. Dies ist das
letzte zur Verfügung stehende Stück.
Das Werk hat eine unglaubliche Tradition: 1753 ergeht eine Kabinettsorder
Friedrich II. zum Bau eines “Königlich-Preußischen Eisenhüttenwerkes”, wel-
ches bereits 1756 in Betrieb geht. 1861 wird das Hüttenwerk an den Berliner
Gelbgießer Theodor Vollgold verkauft. Der Erfolg des Betriebes regte zur
Nachahmung an: Nachdem 1884 die Eisenbahnstrecke Jatznick-Torgelow in
Betrieb ging, entstanden zwischen 1885 und 1905 weitere 13 Eisengießereien
in Torgelow (das zu dieser Zeit gerade einmal 5.800 Einwohner hatte). 1917
wird die Eisengießerei und Maschinenfabrik Theodor Vollgold & Sohn in eine
AG umgewandelt, wenig später wird noch das Ueckermünder Eisen- und
Stahlwerk Bobzin & Goldacker angegliedert. Nach einer ersten Krise 1925/26
dann 1927 Fusion mit der Vorpommerschen Eisengießerei Bähr & Co. GmbH,
Torgelow zur Vereinigte Hüttenwerke Volgold-Bähr AG (Fusion und Umfirmie-
rung bereits 1928 wieder rückgängig gemacht). Auf dem Höhepunkt der Welt-
wirtschaftskrise wird der Betrieb 1931 im 175. Jahr des Bestehens stillgelegt.
Bis 1927 auch in Stettin börsennotiert gewesen. 1936 erlosch die AG nach Ü-
bertragung ihres Vermögens auf die oHG Wm. Schlutow in Stettin.
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Abb. S. 137 Los 1340
Ausruf 150 €
Humboldt-Deutzmotoren AG
Köln, Aktie 1.000 RM Nov. 1936 (Auflage 6500,
R 9) VF. #57354. (21)
Faksimile-Unterschrift Peter Klöckner als AR-Vorsit-
zender. Vorher unbekannt gewesene Emission, nur 6
Stück lagen im Reichsbankschatz.
Gründung 1856 (Maschinenfabrik für den Bergbau “Sivers & Co.”), seit 1884
Maschinenbau-Anstalt Humboldt, Köln-Kalk. 1930 Fusion mit der Motorenfa-
brik Deutz AG (gegründet 1864 von N. A. Otto und E. Langen als erste Moto-
renfabrik der Welt) und der Motorenfabrik Oberursel AG zur Humboldt-Deutz-
motoren-AG. 1936 Übernahme der Magirus AG in Ulm (gegründet 1864 als
Spezialfabrik für Feuerwehrgeräte, ab 1918 auch Fahrzeugbau). 1938 Inter-
essengemeinschaft mit der Klöckner-Werke AG in Duisburg und Umfirmie-
rung in Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Übernahme der Vereinigte Westdeut-
sche Waggonfabriken AG (1959), der Maschinenfabrik Fahr AG, Gottmadin-
gen (1961) und der WEDAG Westfalia Dinnendahl Gröppel AG, Bochum
(1969). Die 1974 begonnene Kooperation mit FIAT bei Nutzfahrzeugen führte
1975 zur Gründung des Gemeinschaftsunternehmens IVECO (1982 ganz an
FIAT übergegangen). Neben Motoren wurden Gasturbinen, Luftfahrtantriebe,
Traktoren, Mähdrescher und Industrieanlagen hergestellt. Nach einer exi-
stenzbedrohenden Krise in den 90er Jahre blieb der (bis heute als Deutz AG
börsennotierten) KHD nur noch das Motorenwerk in Köln-Deutz.
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