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Blessuren (tiefster Kurs 4%) den Gründerkrach doch überlebte. Sie par-

zellierte zuerst ein Villenterrain bei Köpenick (bis Ende des 19. Jh. erfolg-

reich abverkauft) und betrieb eine Ringofenziegelei in Fürstenwalde. Kurz

nach der Jahrhundertwende wurde von der “Terrain-Ges. Stahnsdorf

GmbH” in zwei Schritten eine an den Teltowkanal, den Centralfriedhof

Südwest und die Kgl. Parforce-Jagdhaide angrenzende Fläche von 270

ha (fast die Hälfte der Fläche des heutigen Ortes Stahnsdorf!) erworben,

1907 Umfirmierung in “Stahnsdorfer Terrain-AG am Teltowkanal”. Die voll-

ständige Eröffnung des Teltowkanals 1906 sowie die projektierte Bahn

Wannsee-Centralfriedhof und die Verlängerung der Straßenbahn Gr.-Lich-

terfelde-Ost-Kl.-Machnow zum Centralfriedhof schuf die perfekte Ver-

kehrsanbindung an Berlin, die Grundstücke verkauften sich deshalb gut

und waren 1923 restlos verwertet. 1925 scheiterte ein Antrag auf Auflö-

sung der AG am Widerstand des Großaktionärs (Michael-Konzern). Eine

Ende der 1920er Jahre geplante Kapitalerhöhung zum Erwerb neuer Ter-

rains in Stahnsdorf kam im Strudel der Weltwirtschaftskrise nicht mehr zur

Durchführung, Ende der 1930er Jahre verliert sich die Spur in den Bör-

senhandbüchern.

Los 578

Ausruf 60 €

Actien-Zuckerfabrik Rethen a.d. Leine

Rethen, Namens-Actie II. Emission 300 Mark

1.7.1885 (R 8) VF+. #819. (56)

Nicht

lochentwertet sondern eckabschnittentwertet.

Gründung 1876. Zunächst nur Produktion von Rohzucker, seit 1923 Ver-

arbeitung zur weißen Ware. 1943 befand sich das ganze Aktienkapital in

den Händen der Südzucker AG, Mannheim. 1963 Verschmelzung mit der

Zuckerfabrik Weetzen, Warnecke & Co. KG und Umfirmierung in Hanno-

versche Zucker AG.

N

Los 579

Ausruf 175 €

AG Casino (altes Druckbild)

M.Gladbach, Aktie 200 Mark 1.10.1879 (Auflage

600 für beide Druckvarianten, R 9) EF. #72. (14)

Altes Druckbild, mit rotem Siegel.

Gegründet durch notariellen Vertrag vom 2.1.1879 zwecks Zurverfügungs-

tellung eines Gesellschaftshauses für die “Gesellige Vereinigung Casino zu

M.Gladbach” und darin für deren Mitglieder einen Wirtschaftsbetrieb zu

unterhalten. Weiterhin wurden Handelsgeschäfte aller Art, insbesondere

Weinhandel betrieben. Die Vereinigung Casino als eine der ursprünglich

drei Bürgergesellschaften in Mönchengladbach war 1862 gegründet wor-

den. In ihr fanden sich überwiegend eher konservative, der Zentrumspartei

nahestehende Männer der katholischen Oberschicht zusammen. Wer da-

gegen vor Ort Rang und Namen und zudem liberale Anschauungen hatte,

vor allem Angehörige der protestantischen Oberschicht, war Mitglied bei

der bereits 1801 gegründeten “Gesellschaft Erholung”. Die Präsidenten

beider Gesellschaften kämpften erstmals 1946 für einen Zusammenschluß,

doch die Vereinigung von “Casino” und “Erholung” erfolgte erst 1977. Das

fortan gemeinsam genutzte prächtige Gesellschaftsgebäude der “Erho-

lung” war am 31.8.1943 von englischen Bombern weitgehend zerstört wor-

den. Der Wiederaufbau nach dem Krieg war mühevoll und nahm Jahr-

zehnte in Anspruch. Städtebauliche Vorgaben erzwangen zudem den Ab-

riß des Nordflügels, ehe das Gesellschafthaus nach völliger Renovierung

1981 glanzvoll wieder eröffnet werden konnte. In diesem Zusammenhang

wurde 1978 die “Erholung” GmbH in eine AG umgewandelt und 1979 nach

verschmelzender Übernahme der AG Casino umbenant in CASINO Aktien-

gesellschaft. Ein rentabler Betrieb erwies sich danach aber als unmöglich,

weshalb das Gesellschafthaus 1983 an die Stadt Mönchengladbach ver-

kauft werden musste. Die AG trat in Liquidation. 1990 wurden mit dem Bei-

tritt der “Harmonie” alle ehemals drei selbständigen Bürgergesellschaften

der Stadt unter einem Dach zusammengeführt.

Los 580

Ausruf 38 €

AG der k.k.priv. Brünner Stearinkerzen-

und Seifen-Fabrik

vorm. F. Semmler & H. Frenzel

Brünn, Actie 100 Gulden 1.4.1892. Gründeraktie

(Auflage 10000) EF. #2540. (23)

Ausdrucksvolle Gestaltung mit Kandelabern, Doppe-

ladler, Hermes-Vignette und Füllhörnern. Originalun-

terschriften. Mit Kupons.

Die Fabrik befand sich in Kumrowitz bei Brünn. Ab 1915 in Liquidation.

N

Los 581

Ausruf 500 €

AG des Dutzendteichs

Nürnberg, Actie 50 Gulden 14.5.1855 (Auflage

nur 14 Stück, R 11

) EF-VF. #149. (70)

Fünf Originalunterschriften.

Der große und der kleine Dutzendteich im Südosten Nürnbergs sind Teil

einer Weiherlandschaft, für deren Aufstauung ursprünglich schon 1337

Kaiser Ludwig der Bayer dem Reichsforstmeister Konrad Waldstromer ein

Privileg erteilt hatte. 1495 erwarb der Innere Rat die Gewässer und die in-

zwischen errichtete Mühle für die Reichsstadt Nürnberg. Bereits im 17. Jh.

war der Dutzendteich ein beliebtes Ausflugsziel. 1713 erbaute die Stadt

das “Wirtshaus am Dutzendteich” (1899 durch das “Park-Café Wanner”

ersetzt). Ab 1813 bot man als weitere Freizeitvergnügen Gondeln und

Kähne an, im Winter wurde Schlittschuh gelaufen. 1823 wurde zum wei-

teren Ausbau des Dutzendteichs zu einem Erholungs- und Vergnügungs-

park mit einem Kapital von 20.000 Gulden diese AG gegründet. Schon

1826 nahm die Gondel “Preciosa” den Betrieb auf, die Platz für 12 Fahr-

gäste und 4 Ruderer bot. Ende des 19. Jh. setzte die Ges. auch elektri-

sche Boote ein, die die Fa, Schuckert lieferte. Neben der Strandpromena-

de und mehreren Cafes wurde schließlich auch eine Badeanstalt eröffnet.

1906 fand auf dem Dutzendteichgelände die bayerische Landesausstel-

lung statt, deren Hauptattraktion der am Südufer erbaute Leuchtturm war.

1912 wurden die vier Nummernweiher dem benachbarten Tiergarten zu-

geschlagen. Nach 117 Jahren des Bestehens dieser AG übernahm im

Jahr 1940 die Stadt Nürnberg die noch heute bekannten Parkanlagen. Zu-

vor hatten die Nationalsozialisten größere Teile des Parks für ihr Reichs-

parteitagsgelände in Beschlag genommen und für die Errichtung der Kon-

gresshalle (heute das Dokumentationszentrum) den südlichen Teil des

großen Dutzendteichs zugeschüttet sowie den beliebten Leuchtturm ge-

sprengt, weil er im Wege stand.

N

Los 582

Ausruf 200 €

AG Tonwerke Kandern

Kandern, Namensaktie 1.000 Mark 20.11.1920

(Auflage

nur 80 Stück, R 11

) VF. #345. (11)

Nicht

entwertet.

Gründung 1889, hervorgegangen aus der schon seit 1837 im badischen

Kandern bestehenden Firma Wolman, Dewitz & Co. In zwei Werken in Kan-

dern mit rd. 150 Mann Belegschaft wurden in drei Brennöfen Dachziegel al-

ler Art und Backsteine hergestellt. Großaktionär war mit zuletzt über 80 %

die Badische Bank, Karlsruhe. 1954 Umwandlung in die Tonwerke Kandern

Georg Gott GmbH. 1998 schließlich wurde der Betrieb stillgelegt.

Los 583

Ausruf 38 €

AG vorm. J. C. Spinn & Sohn

Berlin, Aktie 1.200 Mark 7.5.1921 (Auflage 825, R 10)

VF. #248. (14)

Gründung 1872 zur Fabrikation von Broncewaren und Gegenständen für

Gas- und elektrische Beleuchtung sowie Gasglühlichtbrennern. 1894 ü-

bernahm die Gesellschaft von der AEG deren Abteilung für Beleuchtungs-

Gegenstände. Nach erneuter Umstellung auf Friedensproduktion nach

dem 1. Weltkrieg produzierte die Fabrik Berlin S 42, Wasserthorstr. 9 mit

200-300 Mitarbeitern nach eigenen Patenten Isolierflaschen, Spargasko-

cher “Expressato”, Automobilteile und Automobilkühler (Spinn-Kühler),

Filmspulen für die Kino-Industrie und Luxus-Metallwaren wie Toiletten-

und Rauchartikel. Eine Fabrik in Weisswasser O.-L. zur Produktion der

Glasinnenflaschen für die Isolierflaschen wurde 1921 noch hinzuerwor-

ben. Doch die Friedensproduktion hatte nicht den gewünschten Erfolg:

Die Fabrikation kunstgewerblicher Gegenstände war immer unrentabler

und wurde zurückgefahren, von den neu eingerichteten Geschäftszwei-

gen entwickelte sich nur die Kino-Abteilung einigermaßen gut. Dermaßen

geschwächt ging die 1918 in “AG vorm. J. C. Spinn & Sohn” umfirmierte

Ges. 1926 schließlich in Konkurs.

Los 584

Ausruf 50 €

Aktie-Kreditbanken i Sandefjord

Sandefjord, Aktie 200 nkr 7.5.1926 EF. #216. (58)

Schöne Umrandung im Historismus-Stil. Mit Kupon-

bogen.

Sandefjord ist eine Stadt in der norwegischen Provinz Vestfold am Über-

gang zum Oslofjord.

Los 585

Ausruf 38 €

Albert Jensen A/S

Kopenhagen, Aktie 1.000 dkr Jan. 1918 EF. #246.

(58)

Inwendig Umschreibungen bis 1957. Mit Kuponbogen.

Dänische Reederei, betrieb 2 Frachter, bestand bis in die Mitte der 1970er

Jahre.

Los 586

Ausruf 63 €

Allegheny Valley Railroad

Pittsburgh, Pennsylvania, 100 shares à 50 $

27.2.1874 VF. #718. (14)

Dekorativ, mit vier schönen Vignetten, orangerotes

Prägesiegel.

Gründung 1851, bedeutende Eisenbahn von Pittsburg bis Kittaning (eröff-

net 1856) und nach dem ungeheuren Ölboom im Venango County in

Pennsylvania verlängert bis Oil City (eröffnet 1865). Hauptstrecke 132

Meilen, dazu 128 Meilen Flügelbahnen sowie diverse Kohlenbahnen. Spä-

ter von der Pennsylvania RR übernommen.

Los 587

Ausruf 30 €

Allgemeiner Deutscher

Versicherungsverein a.G. in Stuttgart

Stuttgart, Lebensversicherungsschein 10.000

Mark 17.8.1920 VF-. #212844. (53)

Versicherungsnehmer war Curt Scholle, Architekt in

Karlsruhe geb. 17.1.1889 in Bitterfeld. Die Versiche-

rungssumme war nach dem Tode der versicherten

Person, spätestens am 1.7.1949. Mit runder Wap-

penadler-Vignette. Ränder unten und rechts be-

schnitten.

N

Los 588

Ausruf 63 €

ALLIANZ Lebensversicherungsbank AG

Berlin, Aktie (Interims-Schein) 1.000 Mark April

1922. Gründeraktie (Auflage 20000, R 6) EF-VF.

#14807. (3)

Schöne Ornamentumrandung, Adler mit Münchener

Kindl und Berliner Bär im Unterdruck.

Nicht

lochent-

wertet.

Die heutige Allianz Leben hat zwei Wurzeln: Zum einen die erst 1922 ge-

gründete “Allianz” Lebensversicherungsbank AG. Zum anderen die 1889

in München gegründete “Arminia” Lebens-, Aussteuer- und Militärdienst-

kosten-Versicherungs-AG”. Letztere legte 1902-19 ein scharfes Expan-

sionstempo vor und übernahm acht weitere Lebensversicherer. Bei der

Fusion mit der Allianz Leben 1923 war sie pro forma die aufnehmende Ge-

sellschaft, nahm aber gleich darauf deren Firmennamen an. 1927 fusions-

halber für einige Jahre Umfirmierung in “Allianz und Stuttgarter Lebens-

versicherungsbank AG” sowie Sitzverlegung nach Stuttgart (1938 zurück

nach Berlin, ab 1948 Zweitsitz in München), seit 1999 ist erneut Stuttgart

der Firmensitz.

N

Los 589

Ausruf 300 €

Allianz Versicherungs-AG

Berlin, Aktie (Interims-Schein) 1.000 Mark

2.1.1907 (Auflage 1000, R 9) EF-VF. #8496. (55)

Inwendig Übertragungsvermerke bis 1938.

Mit dem Gründungsjahr 1890 war die Allianz ein absoluter Nachzügler un-

ter den deutschen Versicherungen. Doch durch Übernahme von Konkur-

renzunternehmen fand man schnell Anschluss an die Spitze: Zum Kon-

zern kam die Versicherungs-AG Fides in Berlin (1905), die Süddeutsche

Feuerversicherungs-Bank (1906), der Bayerische Lloyd (1909) und die

Kölnische Versicherungs-Bank (1920). 1921 war ein besonders expansi-

ves Jahr. Übernommen wurden 5 Versicherungen in Berlin, Karlsruhe und

Hamburg, außerdem Gründung der “Kraft” Versicherungs-AG des Auto-

mobilclubs von Deutschland sowie Übernahme des deutschen Versiche-

rungsbestandes der Schweiz. National-Versicherungs-Gesellschaft in Ba-

sel. 1922 Gründung der Allianz Lebensversicherungsbank. Weit nach vorn

kam die Allianz 1923 durch den Erwerb der Aktien der “Bayer. Versiche-

rungs-Bank AG” (vormals Versicherungs-Anstalten der Bayerischen Hy-

potheken- und Wechsel-Bank). 1927 Fusion mit der Stuttgarter Verein Ver-

sicherungs-AG, danach von 1927 bis 1940 Firmierung als “Allianz und

Stuttgarter Verein Versicherungs-AG”. 2006 Übernahme der italienischen

RAS und gleichzeitige Umwandlung in eine Europäische AG (SE = lat. So-

cietas Europaea). Dass übrigens Sitz der von Anfang an “urbayerischen”

Gründung formell zuerst Berlin war, hatte einen praktischen Grund: So war

der Allianz auch die Geschäftstätigkeit im höchst wichtigen Geschäftsge-

biet Preußen erlaubt.

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