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Die noch heute überaus wichtige Brücke über den Fluß Saone bei Lyon kurz

vor dem Zusammenfluß mit der Rhone befindet sich an der Kreuzung der Stra-

ßen von Bordeaux und Toulouse in unmittelbarer Nähe der Minen von Saint E-

tienne. Die erste ursprünglich Pont Bellevue genannte hölzerne Brücke wird

1776-81 mit Kosten von 1,5 Mio. Livres von der Compagnie du Perrache er-

richtet. Sie stürzt gleich nach der Eröffnung ein, der aus Genua stammende

Architekt Chabert macht sich aus dem Staub. Die Compagnie du Perrache

wendet weitere 1 Mio. Livres auf, um die Brücke zu reparieren, aber verge-

blich: Am 13.1.1783 hält ein Pfeiler der Brücke dem Hochwasser der Saone

nicht mehr stand, kurz darauf geht die ganze Brücke und damit 2,5 Mio. Liv-

res im wahrsten Sinne des Wortes “den Bach herunter”. Gleich darauf befiehlt

König Louis XVI., an Stelle der alten Brücke eine neue zu errichten, dieses Mal

aus Stein. Doch der Staat bringt den Bau nicht fertig, deshalb wird 1789 die-

se Aktiengesellschaft zum Bau einer mautpflichtigen Brücke gegründet. Auch

die neue 150 m lange Brücke mit sechs Bögen, 1792 fertig gestellt, steht an-

fangs unter keinem guten Stern. Bei der Belagerung von Lyon zerstören die

Angreifer am 29.9.1793 die mittleren Bögen. Durch napoleonischen Erlaß vom

11.6.1809 wird der Verkauf der Brücke an den Staat angeordnet, die Maut-

pflicht bleibt. Schon bald kommt die Brücke wegen des stark steigenden Ver-

kehrs wieder an ihre Belastungsgrenzen. 1827, im Zusammenhang mit dem

Bau der Eisenbahn Lyon-Saint Etienne, wird die Brücke verstärkt und dient da-

nach dem Straßenverkehr und der Eisenbahn. 1846 ist die alte Brücke end-

gültig ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen, die vorhandenen Pfeiler werden

nun mit einer Metallkonstruktion überspannt. 1867 passieren jährlich fast 2

Mio. Fußgänger und 300.000 Pferdegespanne die Brücke, dazu unzählige Ei-

senbahnzüge. 1916 bekommt die Bahn dann eine eigene Brücke. Am 1.9.1944

werden die mittleren Bögen erneut gesprengt, dieses Mal von den auf dem

Rückzug befindlichen deutschen Besatzern. Zunächst wird die Brücke am

13.12.1944 mit einem hölzernen Provisorium wieder eröffnet. 1960-72 schließ-

lich wird die Brücke erneuert und die Breite auf 38 m verdoppelt.

N

Los 886

Ausruf 150 €

Postal Telegraph Co.

New York, 6 % Gold Bond 1.000 $ 26.1.1882 EF-

VF. #2526. (28)

Eines der bedeutendsten Papiere zur Geschichte der

Nachrichtentechnik. Die Zinszahlungen auf diesen

Bond wurden 1885 eingestellt, mehrere gerichtlich an-

geordnete Teilzahlungen sind vermerkt. Sehr schöner

Stahlstich mit Adler-Vignette, Firmenname von Blitzen

umzuckt. Seit über 10 Jahren sind uns nur zwei Stücke

(#2526 und #2591) bekannt. Anh. Kupons.

Experten datieren die Anfänge der Entwicklung der Telegraphie zurück bis

in’s 13. Jh., als Roger Bacon (1220-1292) mit Magnetismus zu experimen-

tieren begann. Schritt für Schritt entwickelte sich die Technik, ohne daß ih-

re Erfindung einem einzelnen Menschen zugeschrieben werden könnte,

wenngleich als der bedeutendste Schritt heute die Erfindung von Samuel

B. Morse angesehen wird. Auf der Rückkehr von einer Studienreise nach

Europa entwickelte er 1832 die Idee seines elektrischen Telegraphen, die

1838 patentiert wurde. Mit einem 30.000-$-Zuschuß, den ihm der US-Kon-

gress bewilligte, baute Morse seine erste Telegraphenlinie von Baltimore

nach Washington. Die erste übermittelte Botschaft lautete: “What hath

God wrought?” Doch Morse blieb mit seinen Partnern geschäftlich erfolg-

los und auch der Versuch mißlang, das Patent an die US-Regierung zu ver-

kaufen. Schließlich wurde es scheibchenweise an lauter regionale Telegra-

phengesellschaften veräußert, was in den 1850er Jahren einen ungeheu-

ren und mörderischen Wettbewerb in der Branche hervorbrachte. Nur nach

und nach schlossen sich die Firmen zu größeren Einheiten zusammen. Ab

1866 wurde die noch heute bekannte und anfänglich von den Vanderbilts

kontrollierte “Western Union” groß, die die Zahl ihrer Telegramme bis 1900

auf 63 Mio. Stück mehr als verzehnfachen konnte. Dabei erwirtschaftete

sie eine Umsatzrendite von rd. 40 %. Das lockte Jay Gould an, der 1874

die “Atlantic & Pacific Telegraph Co.” gründete. Die Fusion 1881 mit der

Western Union war eine Vernunftentscheidung, bei der die Vanderbilts zu-

gleich die alleinige Kontrolle verloren und fortan mit Gould teilen mussten.

Gleichzeitig, ebenfalls 1881, trat mit der “Postal Telegraph Co.” ein neuer

Konkurrent auf den Plan, gegründet von John Mackay, der als Minenbesit-

zer in der Comstocl Lode bereits ein riesiges Vermögen gemacht hatte. Er

kaufte pleite gegangene Telegraphengesellschaften auf und formte daraus

ein neues Netzwerk. Postal Telegraph vermochte nie mit der Western U-

nion gleichzuziehen, besaß aber zeitweise Marktanteile um die 20 %. 1945

schließlich fusionierten Western Union und Postal. Es war die letzte große

Fusion in einem bereits dramatisch schrumpfenden Markt.

N

Los 887

Ausruf 75 €

Potsdamerstrasse 88 Grundstücks-AG

Berlin, Aktie 1.000 Mark Aug. 1923. Gründeraktie

(Auflage ursprünglich 300, nach Kapitalumstel-

lung 1925 auf 100 RM blieben nur noch 60 Stück

im Umlauf, R 8) EF. #22. (14)

Originalunterschriften.

Gegründet zwecks Ankauf und Verwertung des Grundstücks Berlin-Tier-

garten, Potsdamerstrasse 88. Im Jahr 1969 wurde das Grundstück mit ei-

nem Büro- und Geschäftshaus-Neubau überbaut, dem P 88, der heute zur

Stauffenberg Projektbetreuung gehört.

Los 888

Ausruf 20 €

Prager Eisen-Industrie-Gesellschaft

Prag, Aktie 1.000 Kr. 15.12.1943 EF. #281031. (23)

Auflage dieser Emission war 280.000, die Aktien-

mehrheit war in einem aus der Gewerbebank und

den Mannesmannröhrenwerken AG, Komotau beste-

henden Syndikat vereinigt. Zweisprachig deutsch/

tschechisch.

Die 1857 aus der Vereinigung einer Reihe von Kohlengruben und Eisen-

werken als Privatunternehmen entstandene Gesellschaft wurde 1863 in

eine AG umgewandelt. 1886 Fusion mit demTeplitzer Walzwerk, 1904 Fu-

sion mit der Böhmischen Montangesellschaft, 1924 mit der AG Eisenwerk

Libschitz, 1937 mit der Steinkohlewerke AG früher Staatseisenbahn-Ge-

sellschaft.

N

Los 889

Ausruf 400 €

Pratt & Whitney Co.

Hartfort, Connecticut, 10 pref. shares à 100 $

30.3.1896 EF-VF. #1066. (50)

Mit

Originalunterschrift Amos Whitney

. Schöner o-

range/schwarzer Druck mit Hermes-Vignette.

Gründung 1860 von Amos Whitney (1832-1928) und Francis Ashbury

Pratt (1827-1902). Mit Beginn des Sezessionskrieges 1861 wurden Ge-

wehre und Maschinenwerkzeuge zur Produktion derselben hergestellt.

1880 verließ Whitney, zusammen mit Armbrose Swasey, der ab 1869 Te-

leskope baute, die Firma, um Warner & Swasey zu gründen.1879 began-

nen William Rogers und George Bond mit der Entwicklung einer Maschi-

ne, die später den Standard für die Maßeinheit “inch” setzte, die 1893 in

das metrische System aufgenommen wurde. Ab 1885 wurde ein standar-

disiertes Messgerät, das genaueste Messungen von Maßeinheiten er-

möglichte, eingeführt und ab 1909 produziert. 1889 erhielt die Firma das

Patent für das erste Münztelefon. 1890 finanzierte Mark Twain die Entwik-

klung einer Schreibmaschine. 1898 ging Pratt in den Ruhestand. 1900

Gründung der gleichnamigen Nachfolge-Gesellschaft zur Übernahme des

Maschinen- und Werkzeugherstellers. 1918 sicherte sich die Firma die

Rechte für ein Patent zum Eichen und begann die Massenproduktion die-

ser Messinstrumente. 1925 trat Frederick Rentschler an Pratt & Whitney

heran, die in ihn 250.000 $ investierten und ihm das Recht zusicherten,

den Namen “Pratt & Whitney” zu nutzen. Das war der Beginn der Pratt &

Whitney Aircraft Co. Auf dem Fabrikgelände von Pratt & Whitney wurde

als erster Motor der sog. “Wasp” entwickelt, der mit seiner Geschwindig-

keit, Aufstiegskraft, Leistung und Zuverlässigkeit die amerikanische Luft-

fahrt revolutionierte. 1929 beendete Rentschler die Verbindung mit Pratt &

Whitney und gründete die United Aircraft and Transport Corp., die Vor-

gänger-Gesellschaft der späteren United Technologies. Den Namen Pratt

& Whitney durfte er in seiner neuen Gesellschaft weiterführen. Heute ist

Pratt & Whitney ein führender Motoren-Hersteller für die militärische und

zivile Luftfahrt sowie für Antriebstechnik in der Raumfahrt.

N

Los 890

Ausruf 90 €

Preussisch-Rheinische

Dampfschiffahrts-Gesellschaft

Köln, Aktie 1.000 RM Dez. 1928 (R 8), ausgestellt

auf die Hugo Stinnes GmbH in Mülheim/Ruhr EF.

#10255. (15)

Originalunterschriften.

Nicht

lochentwertet.

Gründung 1826. Personen- und Güterbeförderung auf dem Rhein und sei-

nen Nebenflüssen. 1943 hatte die Gesellschaft eine Flotte von 10 Fahr-

gastschiffen, 1 Kranschiff, 1 Kohlenkahn. Gemeinsam mit der “Dampf-

schifffahrts-Gesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein” besaß die Ge-

sellschaft 6 Motorschiffe und 1 Dampfer. Sonstiger Besitz: 55 Landebrük-

ken an verschiedenen Schiffsstationen. Grundbesitz: 2 Wohnhäuser,

Werkstattgebäude, 1 Bürohaus. Außerdem anteilig je zur Hälfte 2 bebau-

te Grundstücke in Bonn und Rolandseck, 1 Wohnhaus in Köln. Betriebs-

gemeinschaft bestand seit 1853 mit der Dampfschifffahrts-Gesellschaft

für den Nieder- und Mittelrhein (gemeinsame Tochtergesellschaft: Köln-

Düsseldorfer Rheindampfschifffahrt GmbH in Köln). Ein Abkommen über

gemeinsame Durchführung des Personen- und Güterverkehrs bestand mit

der Nederlandschen Stoomboot-Reederij in Rotterdam. Im Jahr 1967 mit

der Dampfschifffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein zur

“KÖLN-DÜSSELDORFER Deutsche Rheinschiffahrt AG” fusioniert.

Los 891

Ausruf 150 €

Preussische Lebens-Versicherung-AG

Berlin, Namens-Actie 500 Thaler 15.9.1865. Grün-

deraktie (Auflage 2000, R 8) EF-VF. #183. (3)

Nicht

entwertet, in dieser Form sehr selten.

Gründung 1865. Geschäftsgebiet: Deutschland und die Vereinigten Staa-

ten von Nordamerika (wegen der vielen deutschen Auswanderer). Börsen-

notiz Berlin, mit Dividenden bis zu 20 % eine sehr gut verdienende Ge-

sellschaft. 1923 Fusion mit der Berlinischen Lebensversicherung. Noch

heute bestehendes Unternehmen, das der Interessen-Sphäre der Deut-

schen Bank zugeordnet wird.

Los 892

Ausruf 30 €

Preußische Pfandbrief-Bank

Berlin, 4 % Kommunal-Obl. 1.000 Mark 1.3.1920

(R 9) EF-VF. #495. (15)

Sehr dekorativ, mit Preußenadler, Hermes und Ger-

mania, unten Landschaftsabbildung mit Häusern und

Eisenbahn.

Gründung 1862. Fusioniert 1930 mit der Preußische Central-Bodenkredit-

AG (gegr. 1870) zur Preußische Central-Bodenkredit- und Pfandbrief-

Bank AG. Noch im gleichen Jahr weitere Fusion mit der Schlesischen Bo-

den-Credit-Actien-Bank, dann umfirmiert in Deutsche Centralbodenkre-

dit-AG. 1949 Errichtung eines Zweitsitzes in Köln. 1995 Verschmelzung

auf die ebenfalls zum Deutsche-Bank-Konzern gehörende Frankfurter Hy-

pothekenbank AG. 1998 nach Aufnahme der Lübecker Hypothekenbank

AG Umfirmierung in EUROHYPO AG, in der in einer “großen Lösung”

2001 auch noch die Hypothekenbank-Töchter von Commerz- und Dresd-

ner Bank aufgingen.

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