

einmaligen Reorganisationsplan für die Pommersche Hypothkeken-Actien-
Bank (die gleichzeitig in Berliner Hypothekenbank umbenannt wurde): Die
Pfandbriefgläubiger mussten entweder teilweise auf Zinsen verzichten o-
der eine Herabwertung der Pfandbriefe um 20 % akzeptieren, wobei der
Pfandbriefinhaber für die Hälfte des Nennbetrages der Abwertung Aktien
Lit. B der Berliner Hypothekenbank erhielt. Damit war auch der ursprüngli-
che Zweck der Immobilien-Verkehrsbank, nämlich die Bad-Bank-Funktion
nach der Pommernhypo-Reorganisation 1890, gescheitert und sie wurde
überflüssig. Die von ihr administrierten Grundstücke wurden überwiegend
den beiden Gläubigerbanken (Pommernhypo und Mecklenburg-Strelitz-
sche Hypo) zugeordnet. Die Pommernhypo übernahm die schon beste-
henden 500 Aktien zu 1.000 M unentgeltlich, rekapitalisierte die Immobi-
lien-Verkehrsbank später mit einer Kapitalerhöhung um weitere 2.800 Ak-
tien und bot die Aktien dann ihren eigenen Aktionären zum Bezug an. Ab
1908 waren sie an der Berliner Börse notiert. Verblieben waren der Immo-
bilien-Verkehrsbank noch 39 bebaute Grundstücke im Buchwert von 11,3
Mio. M (darunter der Sport-Palast an der Potsdamer Strasse) und unbe-
baute Grundstücke im Buchwert von 12,1 Mio. M. Pro forma war die AG
nach Entlassung in die Unabhängigkeit nun autonom, doch waren ihr “alle
weiteren Spekulationsgeschäfte und jede gefahrbringende materielle Aus-
dehnung des Geschäfts” untersagt. De facto hatte die AG nur noch ihren
Grundbesitz zu verwerten, weshalb sie konsequenter Weise auch 1909 in
Liquidation trat. Bis 1925 war alles verkauft und die erste “Bad Bank” der
Finanzgeschichte trat 35 Jahre nach ihrer Gründung von der Bühne ab.
Los 597
Ausruf 50 €
Indian Specie Bank
Bombay, 1 share 100 Rupees 27.4.1909 EF-VF.
#34713. (16)
Original signiert von dem berühmten Silberspekulan-
ten
Chunilal Saraya
.
Gründung am 17.11.1906 mit einem Stammkapital von 2 Mio. rupees in
Aktien à 100 rupees. Die Bank sorgte 1907-1913 für weltweite Schlagzei-
len, als sie den weltweiten Silbermarkt zu manipulieren versuchte und ei-
ne künstliche Blase erzeugte. Die treibende Kraft dieser Manipulation war
Chunilal Saraya, Managing Director der Bank. Mit 30 Mio. Unzen kam er
aber nicht gegen die Londoner Finanzwelt an, die seine Silberhausse zer-
malmte. 1913 beging Saraya Selbstmord, seine Bank wurde 1914 liqui-
diert. Die 1974 von den Brüdern Hunt wiederholte weltweite Silberspeku-
lation endete ebenfalls mit einem Fiasko.
N
Los 598
Ausruf 50 €
Indien - Banken-Konvolut (8 Stücke)
Wertpapiere von 1876 bis 1929 EF-VF. (16)
Sholapur Bank 1903; Bank of Bengal 1876, 1907,
1908; Banque de L’Ocean Indien 2x 1929; Imperial
Bank of India 1921; Union Bank of India 1920;
Los 599
Ausruf 40 €
International Finance and Exchange Co.
Delaware, 10 shares à 200 Yen von 1938 (Da-
tumseintrag fehlt) EF. #2306. (16)
Faksimile-Unterschriften des japanischen Präsiden-
ten R. Yamada und des Vize-Präsidenten Y. Sakamit-
su. Dreisprachig englisch/japanisch/chinesisch. De-
korative Umrahmung mit Fisch, Pferdekopf, Auto,
Schiff, Brücke, Dynamo, Lokomotive, Fabrikgebäu-
den usw.
Seltenes Beispiel für ein internationales Finanzunternehmen, das 1922 in
Delaware, USA, registriert wurde, sich aber offensichtlich in japanischer
Hand befand.
Los 600
Ausruf 60 €
Internationale Bodenkreditbank Basel
Namens-Aktie 500 Fr. 3.3.1931 EF. #38305. (16)
Mit 20% eingezahlt. Oben kleine runde Vignette.
Zweisprachig deutsch/französisch. Ausgestellt auf
Otto von Mendelssohn-Bartholdy, Berlin.
Deutsch-schweizerische Großbank mit Sitz in Basel, gegründet 1931.
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Los 601
Ausruf 75 €
Jewish Colonial Trust
(Juedische Colonialbank)
2 shares à 1 £ 31.12.1906 VF. #54242. (16)
Sehr dekorativ mit vier Vignetten, die Szenen des jüdi-
schen Lebens im “Gelobten Land” zeigen, rotes Wachs-
papiersiegel. Text rückseitig u.a. auch in deutsch.
1897 berief Theodor Herzl den Ersten Zionistischen Kongreß nach Basel
ein. Theodor Herzl (1860-1904), Sohn eines wohlhabenden jüdischen Ge-
schäftsmanns aus Budapest kam mit 18 Jahren nach Wien. Er war Jour-
nalist, Dramatiker und Gründer des Zionismus. Zur Durchführung seiner I-
dee von einem jüdischen Staat in Palästina (zur Diskussion standen auch
Kenia und Madagaskar) gründete er 1899 in London die “The Jewish Co-
lonial Trust (Juedische Colonial) Ltd.”. Die wichtigsten Aufgaben: “Grün-
dung, Entwicklung und Förderung von industriellen und anderen Unter-
nehmungen und die Ausführung von Kolonisationsplänen in Palästina, Sy-
rien und anderen Teilen der Welt.” 1903, mit Gründung einer Tochterge-
sellschaft “The Anglo-Palestine Company” (Die Jüdische Palästinabank),
gelingt es der Jüdischen Kolonialbank, ein wirksames Werkzeug zur Palä-
stinabesiedlung zu schaffen. 1905 eröffnet die Bank eine Filiale im East
End von London (in dem jüdischen Viertel Whitechaple). Eine andere
Tochter ist die am 1.10.1908 in Konstantinopel gegründete Anglo-Levan-
te Banking Co., eine Reaktion auf die jungtürkische Revolution, mit dem
Ziel den Schwerpunkt der zionistischen Politik nach Konstantinopel zu
verlegen. Außerdem wurde 1909 eine zionistische Bank in Galizien ge-
gründet, die “Kredit-Union” in Lemberg.
N
Abb. S. 62 Los 602
Ausruf 300 €
Jugoslawien - Banken-Konvolut (45 Stücke)
Wertpapiere von 1906 bis 1943 EF-VF. (16)
Technische Bank 1921; Serbische Kreditbank 1923;
Poscharevackaer Handelsbank 1920; Piroter Handels-
bank 1930; Morawskje Handelsbank 1925; Kolubarer
Wirtschaftsbank 1923; Jagodinaer Sparkasse 1921;
Industrie Kreditbank 1937; Franco-Belgische und Bal-
kanische Bank 1937; Chomolsker Privredne Banka
1928; Banka Avala 1943; Bacspetrovoseloi Hitelbank
1930; Zadruzna Banka v Ljubljani 1920; Wratscharer
Zadruga Belgrad 1928; Wratscharer Sparkasse 1930;
Temeriner Spaarkassa AG 1921; Spar- und Credit-AG
in India 1917; Staropazovske Banke Dionicarskog
Drustva 1920; Serbische Sparkasse 1928; Serbische
Zentralna Privedna Banka 1922; Serbische Bank
1918; Serbisch-Amerikanische Bank 1922; Slavenska
Banka 1922; Privilegierte Agrar-Bank 2x 1931; Prva
Hrvatska Obrtna Banka 1920; Privredna Banka 1930;
Volksbank für die Kraina Serbien und Kroatien 1925;
Laibacher Creditbank 1920; Landesbank für Bosnien
und Hercegovina 1922; Hrvatska Sveopga Prometna
Banka 1920; Kudritzer Sparcassa 1926; Commercial-
bank (AG) in Brod 1906; Juschno Morawske Bank in
Nischu 1921; Jugoslavenska Bank 1921; Izvozna
Banka (Exportbank) Belgrad 1922; Hrvatske Poljod-
jelske Bank in Zagreb 1920; Erste Indjijaer Creditbank
Indjija 1923; Serbische Bank 2x 1922 + 1924; Beam-
tenbank AG 1930; Bosnische Industrie- und Handels-
bank 2x 1921; Bank für die Krajina AG in Bihac 1913.
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Los 603
Ausruf 130 €
Kiewer Agrar-Bank
Kiew, Actie 9. Em. 250 Rubel von 1907 EF-VF.
#42. (16)
Text russisch, Randumschrift auch in deutsch, eng-
lisch und französisch.
Die 1882 gegründete Bank finanzierte die Landgüter der Ukraine mit lang-
fristigen Darlehen.
Los 604
Ausruf 75 €
Königsberger Bank AG
Königsberg Pr., Aktie 1.000 Mark 31.1.1923 (Auf-
lage 46000, R 8) EF. #22726. (16)
Gründung 1873 als “Genossenschaftliche Grundcreditbank für die Provinz
Preussen”, AG seit 1896 als “Grundkredit-Bank”, geschäftsansässig
Kneiph. Langgasse 38. 1920 Umfirmierung wie oben, gleichzeitig Verzicht
auf das Pfandbrief-Privileg. Vom Konkurs der “Osteuropäischen Bank für
Holzhandel” in Königsberg im Mai 1924 war die (bis dahin in Berlin und Kö-
nigsberg börsennotierte) Königsberger Bank AG selbst so stark betroffen,
daß sie Vergleich anmelden und anschließend in Liquidation gehen mußte.
N
Los 605
Ausruf 160 €
Kommerz- & Industrie-Bank der U.S.S.R.
Moskau, Aktie 15 x 100 Rubel von 1926 EF.
#44426-40. (16)
Zweisprachig russisch/englisch, Firmenname in der
Umrahmung außerdem deutsch und französisch. Im
Unterdruck geflügeltes Rad, Eisenbahn, Schiff, Fa-
brik. Anh. Kupons.
Die “Prombank” war die bedeutendste Bank der U.S.S.R. nach der
Staatsbank. Ihre Gründung 1922 als private AG hat folgenden Hinter-
grund: Unter dem Druck des Bürgerkrieges hatte die bolschewistische
Regierung 1918-21 im Rahmen des Kriegskommunismus die sofortige
und totale Umgestaltung der Wirtschaft versucht. Doch die Staatswirt-
schaft scheiterte in jeder Beziehung, die Ernährungslage blieb schlecht,
es kam zu Streiks und schließlich im März 1921 zum Aufstand der Kron-
städter Matrosen. Daraufhin konzipierte Lenin die “Nowaja Ekonomit-
scheskaja Politika” (kurz NEP, die “Neue Ökonomische Politik”), die für ei-
ne Übergangszeit noch einmal privatwirtschaftliche Initiativen förderte und
tatsächlich eine wirtschaftliche Gesundung Sowjetrußlands einleitete.
Bauern durften Erträge über das Produktionssoll hinaus auf dem freien
Markt verkaufen, der freie Binnenhandel wurde weitgehend wieder zuge-
lassen und Privatpersonen (vielfach Ausländer) erhielten Konzessionen
zur Gründung industrieller Unternehmungen. Nach Lenins Tod (am
24.1.1924) beendete Stalin 1927/28 die NEP und führte die Lenkung der
Wirtschaft über Fünfjahrespläne ein. Das war auch das Ende der kurzen
Geschichte dieser Bank, die dann auf die Staatsbank übergeleitet wurde.
N
Los 606
Ausruf 80 €
Kroatische katholische Bank AG
(Hrvatska Katolicka Banka DD)
Zagreb, Namens-Aktie 100 K 15.5.1907 (I. Emis-
sion). Gründeraktie (Auflage 2500) EF. #1619. (16)
Unvergleichlich aparte Jugendstil-Gestaltung mit Umrah-
mung aus Blumengirlanden. Nur 4 Stück wurden 2003
gefunden. Eine große Rarität, denn die Aktien tragen kei-
nen Dinar-Umstellungsstempel, müssen also schon An-
fang der 20er Jahre in Vergessenheit geraten sein.
Die 1907 gegründete Bank hatte ein ungewöhnliches Geschäftsmodell:
Sie sammelte fleißig Spareinlagen ein und investierte das Geld fast aus-
schließlich in Wechsel (diese Position machte zunächst 75 % der Aktiv-
seite aus und sank auch in den folgenden Jahrzehnten nie wesentlich un-
ter 50 %). Das war erfolgreich: Die Dividenden stiegen von 5 % auf in der
Spitze 12 % an. Seit 1920 waren die Aktien an der Börse Zagreb notiert,
und erst die Machtübernahme durch die Kommunisten unter Tito machte
der Bank 40 Jahre nach ihrer Gründung den Garaus.
Los 607
Ausruf 60 €
Kronstaedter Allgemeine Sparkasse
Kronstadt, Aktie 1.000 Lei 1928 EF. #1898. (16)
Sehr schöne Gestaltung nach einer Zeichnung von
Ludwig Hesshaimer (geb. 1872 in Kronstadt, verst.
1956 in Rio de Janeiro). In Sarajevo, wo er Erzherzog
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