

Los 858
Ausruf 10.000 €
Frankfurter Bank
Frankfurt a.M., Actie (Gründer-Interims-Certifi-
cat) 500 Gulden 1.6.1854 (Auflage 20.000,
R 11
)
EF-VF. #4494. (65)
Doppelblatt. Vorderseitig: Mit Stempel “Umgewan-
delt in Actie No. 1358”, ausgestellt auf J. Gg. Als-
feldt, als “provisorisches Bank-Comité” zeichneten
in Faksimile die Herren Peter Carl Grunelius und
Meyer Carl von Rothschild und im Original Wilhelm
Jsaak Gillé in der Funktion als provisorischer Bank-
direktor. Weiterhin 6 Einträge von Ratenzahlungen
vom 31.6.1854 bis 29.5.1856, sowie ein Zinsstem-
pel über die Zahlung von fl. 8,30. Rückseitig: Aus-
zug aus den Statuten sowie handschriftliches In-
dossament auf Mayer Kohn am 2.6.1856 und
Ori-
ginalunterschriften der Cedenten, zB. Johann
Georg Alsfeld, C. Philippin und Mayer Kohn
. Seit
Jahren nur zwei Stücke bekannt (Aktiennr. 4494 +
4496). Museale Rarität.
Die Gründung der Frankfurter Bank (als Notenbank der
Freien Reichsstadt Frankfurt mit Privilegium, Privatbank-
noten auszugeben) erfolgte 1854. Zu den Gründern zähl-
ten die Bankhäuser Gebrüder Bethmann, Grunelius & Co.,
Rothschild & Söhne sowie die Frankfurter Vereinskasse.
Die Konzession wurde vom Rat der Stadt Frankfurt auf An-
trag der oben erwähnten Gründer erteilt. Das “Provisori-
sche Bank-Comite”, das allen Frankfurter Bürgern die
Möglichkeit zur Beteiligung geben wollte, wurde vom Er-
folg des Zeichnungsaufrufes im Jahr 1854 völlig über-
rascht: Der Andrang war so groß, daß die Münzgasse am
Sitz der Bank vom Militär gesperrt werden mußte. Zeich-
nungswillige aus Sachsenhausen brachten das für die
5%ige Kaution erforderliche Silbergeld gleich auf Schub-
karren über den Main. Zum Schluß war bei 9.531 Anmel-
dungen das ohnehin sehr hohe Gründungskapital (10
Millionen Gulden) noch um das 16fache überzeichnet
(Zu dieser Zeit hatte Frankfurt gerade 80.000 Einwoh-
ner!). Im Aufsichtsrat waren im Laufe der Jahre mit von
Grunelius, von Metzler, Hauck, von Bethmann, Oppen-
heimer u.a. alle großen Namen der Frankfurter Finan-
zwelt vertreten. Die Frankfurter Bank als Privatnoten-
bank belebte nicht nur den Notenumlauf vor allem im
süddeutschen Raum, sie übernahm auch für die nahezu
100 Privatbanken der Stadt eine Art Zentralbankfunk-
tion. 1871 war sie bereits die drittgrößte deutsche Bank.
Durch die Gründung der durch das Bankgesetz vom
14.3.1875 geschaffenen Deutschen Reichsbank wurde
die ursprüngliche Funktion als private Notenbank ab die-
sem Zeitpunkt erheblich eingeschränkt. Es durften nur
noch 100 Mark-Banknoten ausgegeben werden. Weitere
Einschränkungen der Notenemission durch die Reichs-
bank veranlaßten die Frankfurter Bank, im Jahr 1901 ihr
Notenprivileg aufzugeben. Die seit 1876 umlaufenden
Frankfurter Banknoten wurden zum 31.12.1901 eingezo-
gen. Statt dessen wurde der Frankfurter Bank vom preu-
ßischen Staat aber das Privileg der Mündelsicherheit
verliehen, welches bis zum Ende des 2. Weltkrieges die
Basis ihrer Geschäftstätigkeit bildete. Somit wurde aus
der Notenbank eine Vermögensverwaltungsbank mit De-
pot- und Effektengeschäften. Ab 1925 war die Frankfur-
ter Bank am Platz Frankfurt als Vertreterin der Preußi-
schen Staatsbank (Seehandlung) tätig, die sich bei der
Gelegenheit auch kapitalmäßig mit 10 % beteiligte und
damit größter Aktionär war. Auch im Tages- und Termin-
geldhandel zwischen den Kreditinstituten war die Frank-
furter Bank tätig, nicht jedoch im Kreditgeschäft mit der
Industrie. Das kam ihr in der Weltwirtschaftskrise zugu-
te, da sie von den Problemen in Zahlungsnot geratener
Betriebe nicht betroffen war. Nach der Währungsreform
1948 unter der Leitung von Hermann Jannsen richtete
sich die Bank neu aus und wandelte sich zur überregio-
nalen Kreditbank. Nun wurden, im Gegensatz zu früher,
auch Geschäftsverbindungen mit in- und ausländischen
Großunternehmen aufgenommen. 1962 eröffnete die
Bank erstmalig in ihrer Geschichte auch Zweigniederlas-
sungen. 1970 erfolgte die Fusion mit der “Berliner Han-
delsgesellschaft” zur BHF-Bank, das war bis dahin der
größte Bankenzusammenschluß der deutschen Nach-
kriegsgeschichte. 1998/99 Übernahme durch die nieder-
ländische ING-Gruppe. 2005 Übernahme durch Sal. Op-
penheim und Weiterführung als “BHF-Bank - Privat seit
1854”. Seit Sal. Oppenheim 2010 von der Deutschen
Bank aufgefangen wurde sucht der neue Eigentümer für
die BHF-Bank schon wieder einen Käufer.
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Von BHF über Sal. Oppenheim zur Deutschen Bank
Große Rarität aus der Bankenwelt des 19. Jahrhunderts
Gebäude der Frankfurter Bank, errichtet 1891
Kassenraum der Frankfurter Bank